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Kommentar: “Brexit”, Trump und François Fillon

28 de noviembre de 2016

Fillon kann den "Front National" schlagen und dürfte für Berlin ein schwieriger Partner werden, meint Barbara Wesel.

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Frankreich Francois Fillon
Imagen: Reuters/P. Wojazer

Es ist erstaunlich, dass die französischen Konservativen nicht schon früher auf François Fillon gekommen sind. So sehr scheint er in die gegenwärtige politische Landschaft zu passen. Es ist, als ob der frühere Ministerpräsident maßgeschneidert wäre als Präsidentschaftskandidat: Sozial und dabei konservativ, überzeugter Katholik, Islam-Kritiker, Patriot mit nationalistischen Einschlägen und Anhänger radikaler neoliberaler Wirtschaftsreformen.

Barbara Wesel Studio Brüssel
Barbara WeselImagen: DW/G. Matthes

Der Ur-Konservative aus der Provinz
François Fillon hat es nicht nötig, sich krampfhaft nach Rechts zu profilieren, wie es sein Konkurrent, der politische Wiedergänger Nicolas Sarkozy versucht hatte. Der Sieger hatte es deshalb nicht nötig, Marine Le Pen von rechts das Wasser abzugraben, weil er von Haus aus viele Wähler im strukturell tief konservativen Frankreich anspricht.

Das sind Menschen, die begeistert Fillons Bekenntnis zu Familie, Christentum und traditionellen Werten folgen. Bürger, denen die linksliberale Agenda mit Schwulenehe und Multikulturalismus von jeher ein Gräuel ist. Sie wollen einen Präsidenten, der mit harter Hand Ruhe und Ordnung in ein Land bringt, das von Terrorismus und sozialem Umbruch bedroht ist.

Fillon bedient genau die Strömungen, mit denen man derzeit Wahlen gewinnt: eine national-identitäre Rhetorik, die den Islam als feindlichen Einfluss beschreibt und französische Werte und Traditionen preist.

Frankreich wieder groß machen
Viele Franzosen träumen weiter von einer Vaterfigur, einem politischen Erlöser in der Tradition ihres Nachkriegspräsidenten Charles De Gaulle. Es ist Nostalgie-Politik, wie sie auch den Brexit beflügelte und die Wahl von Donald Trump. Dahinter steht die Sehnsucht nach einer Vergangenheit mit festen Grenzen, klaren Werten und einfachen Urteilen. Eine Zeit, als sich der Franzose in seiner Provinzstadt noch als Herr der Schöpfung fühlte. Das ist politischer Hokuspokus, der rechtspopulistischer, autoritärer Politik Auftrieb gibt.

Denn François Fillon verspricht den Franzosen, was er nicht einlösen kann: Kontrolle über schlecht integrierte muslimische Bürger. Außerdem: die Wiederkehr traditioneller Werte und der "großen Nation" auf die Weltbühne, verbunden mit Wirtschaftsreformen, die dem Land Wohlstand und Arbeitsplätze bringen.

In diesem Punkt übrigens ist Fillon ehrlich: Er droht Frankreich mit einer Rosskur à la Margret Thatcher. Unter den Folgen ihrer Kahlschlagpolitik leidet Großbritannien übrigens noch heute. Der Kandidat lässt sich hoffentlich als französischer Präsident intelligentere Rezepte einfallen.

Fillon und die Liebe zu Putin
François Fillon hat - anders als der "Front National" - nicht die Zerstörung Europas auf seine Fahnen geschrieben. Aber er teilt mit Marine Le Pen eine obskure Liebe zu Wladimir Putin. Die Männerfreundschaft zwischen dem Diktator im Kreml und dem konservativen Kandidaten scheint bislang unerklärlich. Jedenfalls dürfte ein Präsident Fillon die Politik von Angela Merkel durchkreuzen, die Putins Ausdehnungsgelüste einzudämmen versucht. Er will das unselige Syrien Assad in den Rachen werfen und wird in Osteuropa für Unruhe sorgen.

Auch in der Flüchtlingspolitik lässt der Franzose ahnen, dass er kein Partner, sondern ein Gegner wird, von dem Solidarität nicht zu erwarten ist. Das Beste, was man über François Fillon derzeit sagen kann, ist: Er dürfte vermutlich imstande sein, den Front National zu besiegen. Abgesehen davon stimmt seine bisherige Vorwahl-Kampagne für die liberale Demokratie und Europa nicht besonders hoffnungsvoll.

Barbara Wesel