Überragende Spanier verderben Ukraines WM-Premiere
14. Juni 2006Die Fans reiben sich die Augen - und können darauf hoffen, dass Spanien endlich einmal erfolgreich bei einem großen Turnier agiert. Der Start in die WM in Leipzig war auf jeden Fall vielversprechend. Mit einem Doppelschlag in der ersten Halbzeit brachten Xabi Alonso und David Villa ihr Team im Topspiel der Gruppe H schon früh auf die Siegerstraße. Villa erhöhte mit dem ersten Foulelfmeter der WM auf 3:0. Zuvor hatte Wladislaw Waschtschuk nach einer angeblichen Notbremse die erste Rote Karte des Turniers gesehen. Fernando Torres machte mit seinem Treffer in der Schlussphase das Desaster für die Ukrainer perfekt.
Die unter Trainer Luis Aragones seit nunmehr 23 Länderspielen ungeschlagenen Spanier können angesichts der vermeintlich leichteren Gruppengegner Tunesien und Saudi-Arabien schon für das Achtelfinale planen. Während Spanien am Montag gegen Tunesien spielt, stehen die Ukrainer am selben Tag gegen Saudi-Arabien bereits unter Druck. Während Aragones wie erwartet zunächst auf den formschwachen Stürmerstar Raúl verzichtete, konnte sein ukrainischer Kollege Oleg Blochin auf seinen Kapitän Schewtschenko zurückgreifen. Dessen Einsatz war wegen seiner langwierigen Knieverletzung bis zuletzt fraglich gewesen. Doch nicht Michael Ballacks künftiger Klubkollege beim FC Chelsea, sondern die Spanier glänzten vor den Augen von Kronprinz Felipe und dessen Gattin Letizia.
Totalausfall Schewtschenko
Trotz der Hitze von 30 Grad legten sie vor 43.000 Zuschauern im ausverkauften Leipziger WM-Stadion ein hohes Tempo vor und brachten die als defensivstark eingeschätzten Ukrainer immer wieder in Verlegenheit. Dagegen war Superstar Schewtschenko vom AC Milan im Angriff der Ukrainer ein Totalausfall.
Schon nach 13 Minuten knackten die Spanier den Abwehrriegel des WM-Debütanten, der in seinen vier WM-Testspielen ohne Gegentor geblieben war. Nach einer Ecke von Xavi lenkte Xabi Alonso vom FC Liverpool den Ball per Kopf an Torwart Alexander Schowkowski vorbei ins Netz. Vier Minuten später verwandelte der 24-jährige Villa von FC Valencia aus 25 Metern einen Freistoß. Die Ukrainer, bei denen jeder Spieler für den Titelgewinn rund 800.000 Euro erhalten soll, fanden auch in der Folgezeit keine Mittel gegen die Spanier. Im Gegenteil: Villa hätte eine Minute vor der Pause sogar auf 3:0 erhöhen können, doch Schlussmann Schowkowski verhinderte Schlimmeres für sein Team.
Riesiger Klassenunterschied
Zwei Minuten nach dem Wechsel war die Entscheidung gefallen: Nach einem Zweikampf gegen Waschtschuk fiel Torres im Strafraum. Der Schweizer Unparteiische Massimo Busacca erkannte auf Elfmeter und zeigte dem Sünder die Rote Karte wegen einer vermeintlichen Notbremse. Villa ließ sich die Chancen nicht entgehen und bewies mit seinem zweiten Treffer, warum er den Vorzug vor Raúl erhalten hatte.
Der Rekordtorschütze der Spanier durfte dann nach 55 Minuten selbst ran und ersetzte Villa. Der 28-Jährige von Real Madrid vergab in der 68. Minute die Chance zu seinem 44. Länderspieltor. Von den Ukrainern war nun überhaupt nichts mehr zu sehen. Der Leverkusener Andrej Woronin hatte als stärkster Ukrainer noch die beste Möglichkeit, sein 18-Meter-Schuss ging aber knapp am spanischen Tor vorbei. Neun Minuten vor dem Ende machte Fernando Torres mit dem 4:0 nach Vorarbeit von Carles Puyol den Klassenunterschied überdeutlich.