Édith Piaf zum 100.
19. Dezember 2015Zehntausende nahmen Abschied, als Édith Piaf am 14. Oktober 1963 auf dem Pariser Friedhof Père Lachaise beigesetzt wurde. Noch heute pilgern die Bewunderer der großen Chansonette zu ihrem Grab, das stets mit frischen Blumen geschmückt ist. Gestorben ist sie am 10. Oktober 1963 in Plascassier, laut Sterbeurkunde offiziell am 11. Oktober in Paris. Ehemann Théo Sarapo hatte das arrangiert, weil ein großer Star wie die Piaf eben nur in Paris sterben kann. Nicht die einzige Ungereimtheit in der Biographie der Sängerin.
Schwere Kindheit
Geboren wurde Édith Piaf unter dem bürgerlichen Namen Édith Giovanna Gassion am 19. Dezember 1915 in Paris am Eingang der Rue Belleville Nummer 72. So will es die Legende. Sie kann aber auch im nahegelegenen Krankenhaus das Licht der Welt erblickt haben. Die Mutter ist die Kaffeehaus-Sängerin Annetta Jacqueline Gassion. Sie hatte allerdings wenig im Sinn mit ihrer Tochter - und so kam Édith Piaf zu ihrer Großmutter, bei der sie aber beinahe verhungerte. Ihr Vater, Alphonse Gassion, brachte sie daraufhin zu seiner Mutter, die in Bernay ein Bordell betrieb. Eine Umgebung, die für ein junges Mädchen nicht gerade förderlich ist. Der alkoholkranke Vater war ebenfalls keine Stütze und verprügelte seine Tochter oft. Édith Piaf war geprägt durch die Gewalterfahrungen im Milieu und lernte, sich als Straßensängerin durchzuschlagen.
Entdeckung auf der Straße
Das war auch ihre Lebensgrundlage in Paris, als sie mit 15 Jahren ihren Vater verließ. Dem Kabarettbesitzer Louis Leplée fiel ihre Stimme im Vorbeigehen auf, und er engagierte sie für sein "Gerny's". Von Leplée bekam Édith später ihren Künstlernamen Piaf und ihr Alter Ego "La môme piaf" - "die Spatz-Göre", im Deutschen eher bekannt als "der Spatz von Paris". Da lag die Erfahrung mit ihrem gewalttätigen Liebhaber Louis Dupont und der bittere Verlust ihrer einzigen Tochter Marcelle, die 1934 eineinhalbjährig an Gehirnhautentzündung starb, bereits hinter ihr.
1935 nahm sie ihre erste Platte auf. Wenig später wurde ihr Mentor Louis Leplée Opfer eines Raubmordes. Piaf selber geriet in den Verdacht, in das Verbrechen verwickelt zu sein, und wurde in Haft genommen. Später stellte sich zwar ihre Unschuld heraus, doch kehrte Édith Paris zunächst einmal den Rücken.
Die internationale Karriere
Mit Hilfe ihres neuen Förderers Raymond Asso gelang ihr nicht nur die Rückkehr nach Paris, sondern auch der Start einer beispiellosen internationalen Karriere. Sie nahm eine Platte nach der anderen auf - und auch der Zweite Weltkrieg vermochte es nicht, ihre Karriere zu behindern. In diesem Zusammenhang geriet Édith Piaf gar in den Verdacht der Kollaboration in Frankreich.
1944 sah man sie zwei Wochen am Stück im "Moulin Rouge". Ein Jahr später nahm sie - wenn auch nicht im allerersten Anlauf - Amerika im Sturm: New York war begeistert. In der Metropole lernte Édith auch ihre große Liebe kennen. Mittelgewichtsboxer Marcel Cerdan war allerdings bereits verheiratet und hatte drei Kinder. Piafs Leben geriet aus den Fugen, als er 1949 bei einem Flugzeugabsturz starb. Ihr Leben war forthin gezeichnet von Alkohol, Drogen und wechselnden Beziehungen, darunter auch mit Georges Moustaki, dessen Karriere als Chansonsänger sie entscheidend beeinflusste.
1959 brach sie nach einem Konzert zusammen und musste wegen eines Magendurchbruchs im Krankenhaus behandelt werden. Dabei wurde auch Leberkrebs bei ihr diagnostiziert. Édith Piaf machte aber unbeeindruckt weiter - jetzt allerdings in Begleitung von Krankenschwestern und Morphium. 1962 wandte sich der 20 Jahre jüngere Grieche Theophanis Lamboukas an sie, weil er Sänger werden wollte. Piaf verliebte sich in ihn, gab ihm den Künstlernamen Théo Sarapo und heiratete ihn im Oktober.
Große Chansons als Vermächtnis
Bis in die Gegenwart ist der Ruhm von Édith Piaf kaum verblasst - vielleicht auch wegen ihres bewegten und manchmal geheimnisvollen Lebens. Noch heute ist sie eine der erfolgreichsten französischsprachigen Sängerinnen und rangiert selbst vor der franko-kanadischen Celine Dion. Zu ihren größten und unvergessenen Erfolgen zählen "La vie en rose", "Milord" und "Non, je ne regrette rien".