Ärger um Vagina-Plastik in Versailles
8. Juni 2015
Das umstrittene Exponat präsentiert sich dem Betrachter als eine rund zehn Meter hohe Skulptur aus verrostetem Stahl mit einem riesigen Loch in der Mitte. Die "Vagina der Königin" ist eine von sechs monumentalen Werken Kapoors, die ab Dienstag (9.6.) in Versailles ausgestellt werden. Mittlerweile haben empörte Bürger dazu aufgerufen, die Ausstellung des Künstlers zu boykottieren.
Nach Ansicht von CitizenGo, einer Vereinigung von Bürgern zur Verteidigung christlich-humanistischer Prinzipien, gefährden die Kunstwerke Kapoors die kulturellen Werte Frankreichs, sein historisches Kulturerbe und die Würde der Frau. In einer Online-Petition rief CitizienGo dazu auf, die Skulpturen des Künstlers abzubauen, weil sie "mit ihrem sexuellen Charakter den Ort Versailles entstellen". Rechte und patriotische Blogs sprechen gar von "Schande" und "Provokation".
Kunst als Provokation
Polemiken auszulösen gehöre wohl zur Arbeit eines Künstlers, rechtfertigte der 61-jährige Starkünstler Kapoor sich im Vorfeld der Ausstellung auf einer Pressekonferenz in Versailles und stellte in Hinblick auf das Kunstwerk klar: "Jeder darf darin sehen, was er will."
Die Protestwelle ausgelöst hatte allerdings nicht die Skulptur selbst, sondern erst ein Interview in der französischen Sonntagszeitung "Le Journal du Dimanche", in dem Kapoor seine Arbeit inmitten von 500 Tonnen Steinblöcken als "Vagina der Königin, die die Macht ergreift", bezeichnet hatte.
Seit 2008 finden in der rund 20 Kilometer westlich von Paris gelegenen ehemaligen Königsresidenz zeitgenössische Kunstausstellungen statt. Schon der US-Künstler Jeff Koons löste mit aufgeblasenen Figuren, die in den königlichen Räumen zur Schau gestellt wurden, heftige Proteste aus. Seine bunten Werke wurden als Beschmutzung des französischen Kulturerbes empfunden. Die Ausstellung der Kapoor-Werke endet am 1. November.
suc/ (dpa, le monde)