Ausstellung zeigt älteste Menora-Darstellung
15. Mai 2017Es ist eine Premiere seit Bestehen der Vatikanischen Museen und des Jüdischen Museums in Rom: Zum ersten Mal können Besucher mit einer einzigen Eintrittskarte eine Ausstellung beider Museen besuchen. Unter dem Titel "Menora - Kultur, Geschichte und Mythos" zeigen sie vom 15. Mai bis zum 23. Juli rund 130 Objekte zur Geschichte des legendären Leuchters, der zum Symbol des antiken jüdischen Tempelkults wurde und heute Nationalemblem Israels ist. Die sieben Arme der Menora symbolisieren die sechs Tage der Schöpfung und den Schabbat als Ruhetag.
Der größte Teil der Exponate ist im Braccio di Carlo Magno am Petersplatz zu sehen. Zu den herausragenden Stücken zählt der Magdala-Stein, der dank einer Sondergenehmigung des israelischen Staates gezeigt werden darf. Bei ihm handelt es sich um den Stein mit der vermutlich ältesten Darstellung der Menora - er stammt aus der Zeit vor der Zerstörung des Jerusalemer Tempels durch die Römer im Jahr 70 nach Christus. 2009 wurde er in Magdala am See Genezareth bei Bauarbeiten für eine Pilgerhospiz ausgegraben.
Von in Stein gemeisselten Reliefs bis hin zu Gurions Unterschrift
Ein weiterer Glanzpunkt ist die kostbar bebilderte 1200 Jahre alte Bibelhandschrift aus der römischen Basilika Sankt Paul vor den Mauern, die zum ersten Mal in einer Ausstellung zu sehen ist. Dem Buch Levitikus, das besonders von Kultvorschriften handelt, ist dort eine prachtvolle Illustration des transportablen "Zeltheiligtums" (Mishkan) vorangestellt, das die Israeliten laut der Bibel während des Zugs durch die Wüste begleitete.
Neben antiken Darstellungen der Menora bekommen Besucher außerdem mittelalterliche Handschrift-Illustrationen und Gemälde der frühen Neuzeit mit diesem Motiv zu sehen, zudem dessen Niederschlag in jüdischen Textil- und Silberschmiede-Arbeiten bis hin zur Auseinandersetzung der modernen Kunst mit dem Thema. Auch der Original-Entwurf des israelischen Wappens mit der Unterschrift von Staatsgründer David Ben-Gurion (1886-1973) kann in der Ausstellung betrachtet werden.
Christen gedenken ihrer jüdischen Wurzeln
Der Leiter der Abteilung für byzantinische, mittelalterliche und moderne Kunst der Vatikanischen Museen, Arnold Nesselrath, stellte die Ausstellung gemeinsam mit der Leiterin des Jüdischen Museums, Alessandra Di Castro, zusammen. Nesselrath betonte die Bedeutung des siebenarmigen Leuchters auch in der christlichen Tradition: Durch die sieben Arme des Leuchters hätten Christen ihrer jüdischen Wurzeln gedacht. Angesichts religiös motivierter bewaffneter Auseinandersetzungen solle die Ausstellung zeigen, wie "Religionen einander nicht bekämpfen sondern im Gegenteil miteinander sprechen".
bb/nk (epd, KNA)