Ähnlichkeiten zwischen Ägypten und Simbabwe
3. Februar 2011Der Simbabwer Luckson A. Chipare leitet in Harare ein Medienprojekt der Medienakademie der Deutschen Welle. Das Medienprojekt soll die freie Berichterstattung in Simbabwe fördern.
DW-WORLD.DE: Ziehen die Simbabwer zurzeit Vergleiche zwischen der politischen Situation in Ägypten und der in Simbabwe?
LUCKSON A. CHIPARE: Ja! Und es gibt viele Ähnlichkeiten. Mugabe ist seit 31 Jahren an der Macht. Er ist 86 Jahre alt. Er hat keinen Nachfolger benannt. Nicht mal für den Parteivorsitz. Es gibt jetzt Gerüchte, dass er seinen Sohn auf die Präsidentschaft vorbereitet.
Wie berichten die Medien in Simbabwe über Ägypten?
Die private Tageszeitung "News Day" berichtet ziemlich gut über die Ereignisse in Ägypten. Am Dienstag (02.02.2011) war eine Beitrag der Nachrichtenagentur Reuters die Titelgeschichte. Die Überschrift "Chaos in Ägypten", dazu ein Foto vom Tahrir Platz mit dem Marsch der Millionen. Bei der staatlichen Tageszeitung "The Herald" sah es dagegen ganz anders aus: Die haben sich auf der Titelseite auf den jüngsten Gipfel der Afrikanischen Union konzentriert und von "nicht-verfassungsgemäßen Regimewechseln" in Tunesien und Ägypten gesprochen.
Ein Interview mit Mugabes Gegenspieler Morgan Tsvangirai mit dem US-Sender Fox News sorgte für weitere Schlagzeilen in Simbabwe. Fox News hatte Tsvangirai am Rande des Weltwirtschaftsforums in Davos gefragt, ob auch in Simbabwe ähnliche Unruhen wie in Tunesien oder Ägypten möglich seien. Tsvangirais Antwort: "Wenn die Menschen auf ihren Rechten bestehen und mehr Rechte einfordern, dann kann das auch Simbabwe mit einschließen. Dafür haben wir die letzten zehn Jahre gekämpft." Dazu der Kommentar von "The Herald": "Tsvangirais Wunsch, dass in Simbabwe das Gleiche [wie in Tunesien und Ägypten] passiert, ist ein vergeblicher Versuch, hier Gewalt zu stiften." Die Überschrift des Artikels: "Tsvangirais Äußerungen zeigen seinen Hang zu Gewalt."
Glauben Sie, dass in Simbabwe tatsächlich ähnliche Proteste wie in Ägypten und Tunesien möglich sind?
Nein. Das Militär und die Polizei stehen ganz klar hinter Mugabe. Sie haben 2002 und 2008 jeweils vor den Präsidentschaftswahlen ihre Allianz mit dem simbabwischen Präsidenten öffentlich kundgetan. Es gab viele Gelegenheiten für Demonstrationen wie in Tunesien oder Ägypten, zum Beispiel als 2008 die Wahlergebnisse der Präsdentschaftswahl mehr als einen Monat zurückgehalten wurden. Aber die Simbabwer haben Angst, das Mugabe-treue Militär könne auf sie schießen. 1986 wurden 16 Menschen bei Hungerrevolten erschossen. Die Sicherheitskräfte würden auch jetzt nicht zögern, zu schießen, sind sich die Simbabwer sicher. Sie erinnern sich daran, wie die Polizei Mugabes Herausforderer Morgan Tsvangirai zusammengeschlagen hat - und nichts passierte.
Was kann denn dann der Geist des Wandels in Nordafrika für Simbabwe bringen?
Nichts! Kein einziger Funke springt da über! Die Simbabwer beneiden die Tunesier und Ägypter um das, was sie geschafft haben. Etwas Ähnliches werden sie trotzdem nicht tun. Sie haben einfach zu viel Angst.
Die Fragen stellte Christine Harjes
Redaktion: Katrin Ogunsade