Hessen
"Wir sind ein internationales Unternehmen" sagt Frank Kutschera, der bei der Deutschen Bank im Bereich internationales Firmenkundengeschäft tätig ist. "Und da ist es ganz normal, dass man auf Englisch kommuniziert." Die Arbeit in einem Unternehmen mit 80.000 Mitarbeiter an 1700 Standorten weltweit erfordert Weltgewandheit.
Internationales - nicht nur im Bankentower
Mittagspause in der Frankfurter Innenstadt. Kutschera rührt im Milchschaum seines Latte Macchiato. Er trägt einen Anzug mit Hemd und Krawatte, hat schwarzes Haar und eine gesunde, gebräunte Gesichtsfarbe. "Was auf die Deutsche Bank zutrifft, gilt für Frankfurt als Ganzes", sagt der 39-Jährige. "Wegen der vielen Bankenhäuser leben und arbeiten hier Menschen aus der gesamten Welt." Und so tummeln sich in seinem Freundeskreis nicht nur Deutsche, sondern etwa auch Schweizer, Italiener, Amerikaner. Diese Mischung unterscheidet das Lebensgefühl in Frankfurt von dem aller anderen deutschen Städte. Und diese Vielfalt findet man nicht nur in Kutscheras Freundeskreis: In Frankfurt hat jeder Vierte einen Migrationshintergrund.
Metropole am Main
Kutschera gefällt der Metropolen-Charakter Frankfurts: "Frankfurt hat viele gute Museen, mehrere Theater und eigentlich kommen auch die großen Stars aus dem Ausland hierher, wenn sie in Europa auf Tournee sind", meint Kutschera. Er siniert. Lacht plötzlich. Und sagt dann: "Außerdem hat Frankfurt noch einen entscheidenden Vorteil: Man kann die Stadt schnell verlassen, weil der Flughafen so unglaublich nah ist." Für den Banker, der geschäftlich viel ins Ausland reisen muss, ein nicht zu unterschätzender Standort-Vorteil.
Mit Finanzwelt, Flughafen, chemischer und pharmazeutischer Industrie sowie dem Maschinen- und Fahrzeugbau ist die Rhein-Main-Region der Jobmotor des Bundeslands schlechthin. Doch ein anderes Hessen beginnt gleich wenige Kilometer außerhalb der Städte: das der malerischen Dörfer und überschaubaren Städte. Auch Frank Kutschera wohnt mit Frau und Kindern am Rande Frankfurts, in dem kleinen Städtchen Oberursel. Dort ist es grün und die Luft riecht nach Feldern und Wiesen. Und Kutschera benötigt nicht einmal eine halbe Stunde zum Arbeitsplatz.
Malerische Dörfer und viel Historisches
"Viele Dörfer und Städte in Hessen sind geschichtsträchtig", meint er. Etwa Marburg, wo Kutschera groß geworden ist. Dort wurde 1527 die Universität gegründet, zwei Jahre später trafen sich die beiden Reformatoren Martin Luther und Huldrych Zwingli zu ihren sogenannten Religionsgesprächen, bei denen es im Zuge der Reformation um kirchenpolitische Themen ging. Noch heute prägt die Universität das Leben der Marburger. In der Marburger Altstadt reihen sich gemütliche Cafes an kleine Buchläden. Viele der 20.000 Studierenden fahren mit dem Rad durch die engen Gassen, die sich um den Schlossberg winden. In den Gässchen geht das Leben noch seinen gemächlichen Gang.
Zwischen Geschäftstermin und Cocktailbar
Das ist in Frankfurt anders. Dort eilen im Zentrum Geschäftsleute und Angestellte von Termin zu Termin, vom Büro zum Geschäftsessen. "Und es gibt unglaublich viele Bars, Restaurants und Parties, die vor allem die jungen Banker ansprechen", sagt Frank Kutschera. "Sie sind jung und verdienen zum Teil mit Mitte, Ende Zwanzig schon unglaublich viel Geld. Gehen Sie da abends mal aus, da sehen Sie die."