Frauen wegen Mord an Kim Jong Nam vor Gericht
13. April 2017Zwei Monate nach der Ermordung von Kim Jong Nam in Malaysia sind zwei beschuldigte junge Frauen einem Richter vorgeführt worden. Der Vietnamesin und der Indonesierin wird zur Last gelegt, den 45-jährigen Halbbruder des Nordkoreanischen Machthabers Kim Jong Un Mitte Februar mit dem Nervengas VX getötet zu haben. Bei einer Verurteilung droht ihnen die Todesstrafe.
Vermutet wird, dass die Führung des kommunistischen Nordkorea hinter dem Anschlag steckt. Diese weist das zurück. Der Prozess findet unter strengsten Sicherheitsvorkehrungen statt. Die 29 Jahre alte Vietnamesin und ihre 25-jährige mutmaßliche Mittäterin wurden mit schusssicheren Westen in das Gericht in der Nähe von Kuala Lumpur gebracht.
Die Staatsanwaltschaft fordert, den Mordprozess vor einem höheren Gericht zu führen.Nach wenigen Minuten wurde er auf den 30. Mai vertagt.
Die Frauen beteuern, bei dem Anschlag hinters Licht geführt worden zu sein. In den ersten Vernehmungen hatten sie behauptet, alles für einen TV-Scherz gehalten zu haben. Angeblich dachten sie, für eine Art "Versteckte Kamera" angeheuert worden zu sein.
Kim Jong Nam, der die letzten Jahre außerhalb seiner Heimat verbracht hatte, war am 13. Februar auf dem Flughafen von Malaysias Hauptstadt Kuala Lumpur Opfer eines Gift-Attentats geworden. Auf einem Überwachungsvideo ist zu sehen, wie sich zwei Frauen Kim nähern. Eine greift ihn von hinten an und drückt ihm mutmaßlich ein Tuch ins Gesicht. Nach dem Angriff wendet sich das Opfer an das Flughafenpersonal. Laut malaysischer Polizei starb Kim unter Krämpfen noch bevor er das Krankenhaus erreichte.
Kim Jong Nam war bei der nordkoreanischen Führung vor längerer Zeit in Ungnade gefallen. Der ältere Halbbruder des amtierenden Machthabers hatte sich mehrfach kritisch über Nordkorea geäußert. Als Regimegegner galt er jedoch nicht.
Der Fall hatte für schwere Verstimmungen zwischen Malaysia und Nordkorea gesorgt. Zunächst wiesen beide Länder gegenseitig ihre Botschafter aus. Dann verboten sie den Bürgern des jeweils anderen Landes die Ausreise. Inzwischen wurde das Verbot aber wieder aufgehoben. Auch mehrere Nordkoreaner, die als Hintermänner der Tat verdächtigt werden, durften Malaysia verlassen.
stu/se (afp, dpa)