Zusammenstöße in Hongkongs Einkaufszentren
25. Dezember 2019Neue Proteste und Zusammenstöße zwischen Demonstranten und Polizei haben die Weihnachtsstimmung in Hongkong überschattet. Hauptschauplatz war erneut der populäre Touristenbezirk Tsim Sha Tsui. Dort kam es in einem Einkaufszentrum zu heftigen Auseinandersetzungen. Aber auch in anderen Teilen Hongkongs gab es Proteste.
Schon an Heiligabend waren Tausende schwarz gekleidete Demonstranten in Tsim Sha Tsui auf die Straße gegangen und hatten sich Straßenschlachten mit der Polizei geliefert. Die Einsatzkräfte gingen mit Tränengas, Wasserwerfern und Schlagstöcken gegen die Aktivisten vor.
Die Regierung der chinesischen Sonderverwaltungsregion verurteilte die Gewalt und Randale. Unruhestifter hätten Straßen blockiert, Geschäfte in Einkaufszentren beschädigt, Brände gelegt und Polizeibeamte angegriffen. Die soziale Ordnung und auch die Feiertagsstimmung seien "ernsthaft gestört" worden, hieß es weiter.
Großaufgebot der Polizei
Die Ausschreitungen dauerten bis in die Morgenstunden an. Augenzeugen berichteten, Demonstranten hätten gezielt Läden attackiert, die geschäftliche Beziehungen zur Volksrepublik China unterhalten. Die Proteste weiteten sich auf die Straßen aus. Die Polizei ging mit einem Großaufgebot vor.
Trotz mehrfacher Aufforderungen der Einsatzkräfte lösten sich die Menschenmengen nicht auf. Gegen Mitternacht hatten die Demonstranten der Polizei sogar ein lautstarkes "Frohe Weihnachten" gewünscht, ehe kurz darauf Brandsätze geworfen wurden, wie Augenzeugen schilderten. Auf der Straße vor dem historischen Peninsula-Hotel ging die Polizei mit Tränengas gegen Demonstranten vor. Auch wurde Pfefferspray eingesetzt. Mehrere U-Bahn-Stationen mussten aus Sicherheitsgründen geschlossen werden.
Regierungskritische Protestbewegung
Die Demonstrationen in Hongkong waren vor einem halben Jahr ursprünglich aus Ärger über ein geplantes Gesetz entbrannt, das das Ausliefern von Verdächtigen an das chinesische Festland ermöglicht hätte. Danach entwickelte sich der Protest zu einer breiteren Bewegung gegen die Hongkonger Regierung und den zunehmenden Einfluss der kommunistischen Pekinger Führung. In den vergangenen Wochen waren die Proteste etwas abgeflaut. Doch gibt es im Internet Aufrufe zu weiteren Aktionen über die Feiertage.
Seit der Rückgabe 1997 an China wird die frühere britische Kronkolonie nach dem Grundsatz "ein Land, zwei Systeme" autonom regiert. Die sieben Millionen Hongkonger genießen - anders als die Menschen in der Volksrepublik - viele Rechte wie Versammlungs- und Meinungsfreiheit. Die Hongkonger fürchten aber zunehmend um ihre Freiheiten.
Auch fordern sie echte Demokratie, wie es ihnen beim Souveränitätswechsel in Aussicht gestellt worden war. Bei den Kommunalwalen im November hatte Regierungschefin Carrie Lam zwar ein Debakel erlebt - dennoch gibt es weder bei ihr noch in Peking Anzeichen für Zugeständnisse.
ni/se (dpa, afp, rtr)