Zuma umwirbt Europäer
18. September 2012Einen Monat nach dem Blutbad an streikenden Bergarbeitern hat Präsident Jacob Zuma in Europa um Vertrauen geworben. "Wir sind immer noch ein demokratisches Land und haben die Lage unter Kontrolle", sagte der südafrikanische Staatschef beim EU-Südafrika-Gipfel in Brüssel. Für ausländische Investoren gebe es keinen Anlass zur Sorge. Zuma traf sich in Brüssel mit europäischen Politikern und Wirtschaftsvertretern, um die wirtschaftliche und politische Zusammenarbeit zwischen Südafrika und Europa voranzutreiben.
Minenarbeiter beenden offenbar ihren Streik
Während Zuma in Brüssel Gespräche führte, ging der Bergarbeiter-Streik der Platin-Grube Marikana in Südafrika mit einer Einigung zu Ende. Wie ein Sprecher der Bergarbeiter mitteilte, bekommen die Bergleute eine Lohnerhöhung von 22 Prozent. Die Arbeiter seien "sehr zufrieden" mit dem jüngsten Angebot, sagte ein anglikanischer Bischof, der im Arbeitskampf vermittelt hatte. Er bezeichnete die Einigung als "wahren Sieg für die Arbeiter". Am Donnerstagmorgen wollen sie ihre Arbeit wieder aufnehmen.
Bei Streiks und Zusammenstößen mit der Polizei waren in Südafrika in den vergangenen vier Wochen insgesamt 45 Menschen getötet worden. Zum blutigsten Polizei-Einsatz seit dem Ende des Apartheid-Regimes kam es, als Mitte August Polizisten 34 Bergarbeiter erschossen. Die Einzelheiten der Vorgänge an der Mine Marikana sind weiter unklar. Zuma nannte in Brüssel das Blutvergießen einen "Schock", der so nicht zu erwarten gewesen sei und der "bedauerlich" sei. EU-Ratspräsident Herman Van Rompuy sprach von einer Tragödie.
Zuma will mehr Zeit
Zuma und seine Delegation kamen in Brüssel unter anderem mit Van Rompuy und EU-Kommissionschef José Manuel Barroso zusammen. In den Gesprächen ging es um den Ausbau der wirtschaftlichen und politischen Zusammenarbeit. Schon heute ist die Europäische Union der bedeutendste Handelspartner und mit Abstand der größte Direktinvestor in Südafrika. Zudem stammen mehr als zwei Drittel der Entwicklungshilfe für das Land aus europäischen Töpfen.
Zuma forderte in Brüssel eine längere Umsetzungsfrist für das wirtschaftliche Partnerschaftsabkommen der EU mit seinem Land. "Einige Kernfragen in den Verhandlungen über das Abkommen" seien "noch ungelöst", sagte Zuma. Die Vertreter der EU bekräftigten, dass sich die EU weiter um ein Wirtschaftspartnerschaftsabkommen mit Südafrika und anderen Ländern der Region bemühe.
Rompuy sagte nach dem Gespräch mit Zuma, die Kooperation im Bereich der Forschung und Entwicklung sowie beim Austausch von Studierenden solle ebenso ausgebaut werden wie die gemeinsame Bekämpfung der Piraterie am Horn von Afrika.
nem/det (dpa, dapd, epd)