Filmregisseur Ulli Lommel gestorben
4. Dezember 2017Er war einer der Wilden des Deutschen Kinos. Ulli Lommel stand vor und hinter der Kamera, ein Leben lang. Er war einer der Wegbereiter des "Jungen Deutschen Films" und hatte Erfolg in Hollywood. Lommel galt in den frühen 1960er Jahren als einer der schönsten jungen Männer im deutschen Kommerzkino, später dann war er ein eleganter, sehr cooler Darsteller bei Rainer Werner Fassbinder. Den "deutschen Alain Delon" nannte man ihn eine Zeit lang, das hatte auch mit seiner Vorliebe für Trenchcoats und dem tief über die Stirn gezogenen Hut zu tun. Später arbeitete Ulli Lommel mit Andy Warhol zusammen, da war er schon lange in den USA.
Lommel stammte aus einer Schauspielerfamilie
Seine Filmografie als Darsteller ist lang, dazu gehören Hauptrollen in Rudolf Thomes "Detektive" (1968) Fassbinders "Liebe ist kälter als der Tod" (1969). Lommel, geboren 1944 in Zielenzig, östlich von Frankfurt/Oder (im heutigen Polen), wuchs aber auch auf in einem Umfeld, das ihm das Spiel schon in die Wiege gelegt hatte. Die Eltern waren Schauspieler beziehungsweise Varieté-Künstler, Ulli Lommel stand deshalb früh auf vielen Bühnen.
Ein Grund, weswegen Ulli Lommel in Deutschland ein wenig in Vergessenheit geraten ist, liegt zweifellos an seiner frühen Übersiedlung nach Amerika. Lommel brach nach seinen wilden Jahren beim deutschen Film - für Fassbinder hatte er allein ein knappes Dutzend Mal vor der Kamera gestanden - die Brücken zu seiner Heimat ab. In den USA drehte der Regisseur rastlos, meist billige Filme, die sich manchmal am Rande des Trashs bewegten.
In der Bundesrepublik war wohl sein Film "Die Zärtlichkeit der Wölfe" (1973) sein größter Erfolg, in den USA feierte er mit dem Horrorfilm "Boogeyman" (1980) einen kommerziellen Achtungserfolg. In Hollywood drehte er immerhin mit Schauspielern wie Tony Curtis und Donald Pleasence, mit Vera Miles und David Carradine, auch mit Klaus Kinski.
Ulli Lommel hat sich nie angepasst
Ulli Lommel ist in Deutschland heute aber vor allem in Vergessenheit geraten, weil er nie ausgetretene künstlerische Pfade beschritten hat. Er ließ sich nicht einordnen - weder als künstlerisch orientierter Autorenfilmer noch als Götze des Kommerzes. Dann hat man es in Deutschland immer schwer. "Das Rampenlicht hat mich nie interessiert, denn ich habe als Kind sehr darunter gelitten, meinen berühmten Vater immer so traurig und zusammengefallen zu sehen", sagte Lommel einmal dem Nachrichtenmagazin "Der Spiegel": "Für das eigene Seelenheil ist es vollkommen bedeutungslos, ein Star zu sein."
Das Filmfestival in Hof richtete Lommel vor ein paar Jahren eine Retrospektive aus. Da war er wieder einmal Gast in seinem Heimatland. In den USA arbeitete er bis zuletzt an Film-Projekten. Jetzt ist der rastlose Ulli Lommel am vergangenen Samstag (2.12.) im Alter von 72 Jahren gestorben.