Zum letzten Mal in Hockenheim?
25. Juli 2019Mehr als eine Hintertür ist es nicht, die noch für den Hockenheimring als Veranstaltungsort der Formel 1 über 2019 hinaus offensteht - wenigstens ein Stück weit. "Eine Hintertür gibt es, aber ich sehe im Moment wenige Chancen", sagt Georg Seiler, der noch Geschäftsführer der Rennstrecke im Südwesten Deutschlands ist. Ende August verabschiedet sich der 66-Jährige in den Ruhestand. Dann werden andere mit dem US-Medienkonzern "Liberty Media" verhandeln, dem die Königsklasse des Automobilsports seit dem Rückzug des Briten Bernie Ecclestone im Jahr 2016 gehört.
Doch auch Formel-1-Geschäftsführer Chase Carey klingt nicht gerade danach, als würde der Große Preis von Deutschland in Hockenheim auch im Rennkalender 2020 stehen. "Die Gespräche sind kompliziert", sagte Carey in einem Interview der "Sport Bild". Wie in der aktuellen Saison soll es auch im nächsten Jahr 21 Rennen geben. Mit Hanoi in Vietnam und Zandvoort in den Niederlanden stehen bereits zwei neue Austragungsorte fest, Hockenheim gehört neben Barcelona und Mexiko-Stadt zu den Streichkandidaten. Und so könnte der Grand Prix an diesem Wochenende auf dem Hockenheimring nicht nur der vorerst letzte auf dem Traditionskurs, sondern auch in Deutschland sein. Eine Rückkehr der Formel 1 auf den Nürburgring, wo sie 2013 letztmals zu Gast war und Sebastian Vettel das Rennen gewann, ist aktuell kein Thema.
Hohe Antrittsgebühr
"Liberty Media" verlangt dem Vernehmen nach von den Veranstaltern bis zu 50 Millionen US-Dollar (ca. 45 Millionen Euro), wenn der Formel-1-Zirkus dort Station machen soll. Diese Summe kann allein mit Zuschauereinnahmen nicht finanziert werden. In diesem Jahr machte noch Mercedes als Hauptsponsor die Austragung des Rennens möglich. Zudem sei "Liberty Media uns mit der Gebühr entgegengekommen", sagte Hockenheim-Chef Seiler, der sich gegenüber dem Sport-Informations-Dienst (sid) über mangelnde Unterstützung beklagte: "Ich bedauere nach wie vor, dass kein Mensch in der Region bereit ist, etwas für die Formel 1 zu tun - weder die Öffentliche Hand, noch Unterstützer aus der Wirtschaft. Wir bekommen seit langer Zeit nichts mehr, mussten sogar auf Investitionen für die Instandhaltung verzichten, um finanzielle Löcher zu stopfen. Aber so geht es nicht mehr weiter."
Jim Clark starb in Hockenheim
1932 wurde die Strecke eingeweiht, damals hatte sie noch die Form eines Dreiecks. 1938 erhielt der Kurs eine ovale Form, bis zum Umbau 2002 galt der Hockenheimring als Hochgeschwindigkeitsstrecke. Dann wurde der Kurs von 6,7 auf 4,7 Kilometern verkürzt, zusätzliche Kurven wurden eingebaut, die Kapazität der Tribünen auf 120.000 Zuschauer erhöht.
Der erste Formel-1-Grand-Prix in Hockenheim wurde 1970 ausgefahren, 100.000 Zuschauer sahen damals den Sieg des Österreichers Jochen Rindt. Traurige Berühmtheit erlangte der Hockenheimring durch einen Todesfall: 1968 starb der zweimalige Formel-1-Weltmeister Jim Clark, nachdem der Brite bei einem Formel-2-Rennen mit seinem Rennwagen von der Strecke abgekommen und gegen einen Baum geprallt war.
Vettel noch ohne Sieg in Hockenheim
Im vergangenen Jahr hatten 71.000 Menschen den Grand Prix besucht - ein gutes Ergebnis, doch kein Vergleich zu den 1990er Jahren, als Michael Schumacher, mit vier Erfolgen Rekord-Formel-1-Sieger auf dem Kurs, bis zu 120.000 Menschen nach Hockenheim lockte. "Nur sportlicher Erfolg bringt das ganz große Interesse", sagt Georg Seiler. Der letzte Erfolg eines deutschen Fahrers liegt bereits fünf Jahre zurück: 2014 gewann Mercedes-Pilot Nico Rosberg. Die letzten beiden Rennen endeten mit Siegen von Weltmeister Lewis Hamilton, ebenfalls im Mercedes. Ferrari-Pilot Sebastian Vettel konnte noch nie in Hockenheim gewinnen.