Zerschlagung von Wells Fargo gefordert
30. September 2016Als Reaktion auf den Skandal um Phantomkonten bei Wells Fargo haben US-Abgeordnete tiefgreifende Konsequenzen gefordert. Die ranghöchste Demokratin im Finanzausschuss des Repräsentantenhauses, Maxine Waters, kündigte einen Gesetzentwurf zur Zerschlagung des Geldhauses an. Zuvor hatte ihr republikanischer Kollege Steve Pearce in einer Anhörung mit Konzern-Chef John Stumpf dessen Rücktritt gefordert. Brad Sherman, ein Demokrat, beantragte, auch die Chefs anderer Institute wie Citigroup und Bank of America vorzuladen, um sie nach ähnlichen Praktiken zu befragen. "Dieses erfreuliche Erlebnis sollte Ihnen nicht allein zustehen, Herr Stumpf", sagte er.
Bei Wells Fargo waren von 2011 bis 2016 mehr als zwei Millionen Bankkonten im Namen von Kunden eröffnet worden, die davon gar nichts wussten. Die Bankangestellten taten dies offenbar, um Boni zu kassieren. Teilweise mussten die betroffenen Kunden dafür Gebühren zahlen. Die Bank hat sich mit mehreren US-Behörden auf einen Vergleich geeinigt und zahlt eine Strafe von rund 190 Millionen Dollar. Sie hat im Zusammenhang mit den Vorgängen etwa 5300 Mitarbeiter entlassen.
Vorstandschef verliert Aktienoptionen
Bankchef Stumpf muss für den Skandal büßen. Ihm werden Aktienoptionen im Wert von 41 Millionen Dollar (36,5 Millionen Euro) gestrichen, wie der Verwaltungsrat am Dienstag mitteilte. Zudem bekomme Stumpf solange kein Gehalt, wie die interne Untersuchung über die Affäre andauere. Einen Bonus für dieses Jahr gibt es für ihn auch nicht.
Der Skandal hat die Erfolgsgeschichte von Wells Fargo angekratzt. Das einst eher kleine Institut war nach der Finanzkrise und der Übernahme des Konkurrenten Wachovia rasant gewachsen. 2015 hatte es die chinesische ICBC als nach Börsenwert größte Bank der Welt abgelöst. Erst in den vergangenen Wochen hat sie diesen Status wieder verloren, weil der Aktienkurs als Folge des Skandals deutlich gefallen ist.
zdh/sti (rtr, afp)