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Zentralrat beklagt Antisemitismus

9. November 2013

Anlässlich des 75. Jahrestags der Reichspogromnacht hat der Zentralrat der Juden Antisemitismus in Deutschland und Europa beklagt. Mit zahlreichen Veranstaltungen wird heute der Opfer des NS-Terrors gedacht.

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Beim Novemberpogrom zerstörte jüdische Geschäfte in Magdeburg (Foto: Bundesarchiv)
Bild: Bundesarchiv, Bild 146-1970-083-42/CC-BY-SA

Juden erlebten Hass "in seiner gesamten Brutalität, wie wir sie eigentlich seit Jahrhunderten erleben", sagte der Generalsekretär des Zentralrats der Juden in Deutschland, Stephan Kramer, im Norddeutschen Rundfunk. Es gebe zahlreiche "Beispiele von Gewalt gegen Sachen, gegen Gräber, gegen Gemeinden wie auch gegen Menschen".

Deutlich stärker als Gewalt gegen Juden sei allerdings ein Antisemitismus durch Worte - was aber nicht "weniger gefährlich und weniger verletzend" sei, erklärte Kramer. Diese Form von Judenfeindlichkeit finde "in der Mitte der Gesellschaft statt", ein "Salon-Antisemitismus" sei en vogue geworden. Nach einer am Freitag veröffentlichten Studie beobachten die Juden in Europa einen zunehmenden Antisemitismus.

Bei den von den Nationalsozialisten organisierten Ausschreitungen in der Reichspogromnacht vom 9. November 1938 wurden mehr als 1.400 Synagogen und Beträume in ganz Deutschland verwüstet und etwa 7.500 Geschäfte, die Juden gehörten geplündert (Artikelbild). Nach neueren Forschungen starben während und in Folge des Pogroms mehr als 1.300 Menschen. Tausende weitere Juden wurden gedemütigt und verhaftet.

Die vom Nazi-Mob in Brand gesetzte Synagoge in der Fasanenstraße in Berlin (Foto: Hulton Archive/Getty Images)
Die vom Nazi-Mob in Brand gesetzte Synagoge in der Fasanenstraße in BerlinBild: Getty Images

Als Anlass für den vermeintlichen Ausbruch des Volkszorns nutzten die Nationalsozialisten die Ermordung des deutschen Botschaftsangehörigen Ernst vom Rath durch den 17-jährigen Juden Herschel Grünspan in Paris. Er wollte damit gegen die Abschiebung seiner Familie aus Deutschland protestieren. Das Pogrom markiert den Übergang von der Diskriminierung und Ausgrenzung der Juden in Deutschland zu ihrer völligen Entrechtung und systematischen Verfolgung und zum Völkermord an den europäischen Juden.

wl/uh (dpa, afp, epd)