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Zeitreise im Grassi Museum vom Jugendstil bis zur Gegenwart

4. März 2012

Leckerbissen für Kunstkenner: Mit "Jugendstil bis Gegenwart" ist in Leipzig der letzte Teil der Dauerausstellung des Grassi Museums für Angewandte Kunst eröffnet worden. Als Höhepunkt gilt eine 360-Grad-Installation.

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Eine Sitzgruppe nach einem Entwurf von Eero Saarine ist Leipzig ausgestellt (Foto: dpa)
Eine Sitzgruppe nach einem Entwurf von Eero Saarine in LepzigBild: picture-alliance/dpa

Der dritte und letzte Teil der Dauerausstellung in Leipzig vereint auf 1200 Quadratmetern rund 2000 Objekte von der Jahrhundertwende bis zur Gegenwart. Zu sehen sind etwa filigrane Jugendstilvasen, seltene Bauhausmöbel und Design-Klassiker wie der sogenannte Tulpenstuhl von Eero Saarinen, wie das Museum mitteilte.

Gemeinsam mit den bereits bestehenden Bereichen "Antike bis Historismus" und "Asiatische Kunst" werden damit mehr als 3.000 Jahre Kunstgeschichte dargestellt. "Zum ersten Mal seit 1939 werden diese Sammlungsbestände der Öffentlichkeit gezeigt", sagte die Direktorin des Grassi Museums, Eva Maria Hoyer. Die Ausstellungsgegenstände lagerten seit dem Ausbruch des Zweiten Weltkrieges im Magazin. Viele Exponate hätten nicht nur Design- und Gestaltungsgeschichte geschrieben, sondern sie gäben auch die Historie des Hauses wieder, so Hoyer.

Rückgriff auf hauseigene Messen

Schwerpunkte im neuen Ausstellungsteil bilden die Sammlungen aus der Zeit des Jugendstils und Art-Déco, des Funktionalismus und des Bauhaus. Aber auch ostdeutsches Design ab den 1950er Jahren sowie zeitgenössisches internationales Design werden mit den Exponaten abgedeckt. Besonderes Gewicht haben nach Angaben des Museums Werke aus den 1920er und 1930er Jahren, die zu einem großen Teil auf den damaligen Grassimessen, den museumseigenen Messen für Kunstgewerbe, erworben wurden.

So werde beispielsweise der Messestand für die Vereinigten Lausitzer Glaswerke Weißwasser von der Berliner Designerin Lilly Reich für die Grassimesse aus dem Jahr 1936 nachgebaut. Reich hatte über zehn Jahre eng mit dem Architekten Ludwig Mies van der Rohe zusammen gearbeitet.

Diese Pendelleuchten wurden um 1965 in Halle/Saale hergestellt (Foto: dpa)
Diese Pendelleuchten wurden um 1965 in Halle/Saale hergestelltBild: picture-alliance/dpa

Noch heute aktuelles Design

Kenner dürften viele der ausgestellten Objekte als "stylish" einstufen. So etwa das sogenannte Senftenberger Ei, ein aufklappbarer rundlich geformter Plastiksessel in Ferrari-Rot. Oder die weiß-quietschorangene Sitzgruppe des Finnen Eero Saarinen, der mit der Erfindung des Tulpenstuhls berühmt wurde, der auf einem breiten, kreisrunden Standfuß steht.

Das Museum wagt am Ende der Ständigen Ausstellung ein Experiment, indem es an Stelle der konventionellen Präsentation von Objekten eine interaktive Rauminstallation zeigt. In dieser 360-Grad-Installation können Besucher als Teil des Kunstwerks agieren. Sobald sie einen weißen Raum, den "White Cube", betreten, können sie Farben, Lichter und Formen mit Körperbewegungen selbst gestalten. Die Szenarien reichen vom ornamentalen Schwung des Jugendstils bis zu offenen Formen der Gegenwart.

Mit der Eröffnung des letzten Teils der Dauerausstellung ist das Grassi Museum nach mehrjährigen Umbauarbeiten wieder vollständig für Besucher zugänglich. Es beherbergt insgesamt drei Museen: das Museum für Angewandte Kunst, das Museum für Völkerkunde und das Museum für Musikinstrumente.

kle/sti (epd, dpa, grassimuseum.de)