1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen
Politik

Zwangsarbeiter beantragen Entschädigung

12. Januar 2018

Mehr als 46.000 ehemalige deutsche Zwangsarbeiter haben Zahlungen wegen einst erlittenen Unrechts beantragt. Der Bundestag hatte eine Richtlinie beschlossen, die eine symbolische Anerkennung von 2500 Euro vorsieht.

https://p.dw.com/p/2qm1S
Deutschland Betende Heimkehrer
Deutsche Heimkehrer aus der Kriegsgefangenschaft im Jahr 1955Bild: picture alliance/dpa/Associated Press/P. Hillebrecht

Die Richtlinie sieht Zahlungen an Zivilpersonen vor, die wegen ihrer deutschen Staatsangehörigkeit oder Volkszugehörigkeit zwischen dem 1. September 1939 und dem 1. April 1956 für eine ausländische Macht Zwangsarbeit leisten mussten. Die Anträge konnten bis Ende vergangenen Jahres gestellt werden und werden vom Bundesverwaltungsamt bearbeitet. Insgesamt sind dort laut Bundesinnenminister Thomas de Maizierè (CDU) 46.336 Anträge eingegangen. Über 10.774 Gesuche wurde bereits entschieden, davon in 83 Prozent der Fälle positiv.

Dagegen scheiterten 1865 Gesuche, und 62 Verfahren stellte das BVA ein. Dem Amt zufolge waren 92 Prozent der Antragsteller 80 Jahre alt oder älter. Mehr als 95 Prozent leben heute im Bundesgebiet. Sie mussten den bisher erfassten Anträgen zufolge überwiegend in der ehemaligen Sowjetunion Zwangsarbeit leisten.

"Erinnerung wachhalten"

Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) erklärte, die Erinnerung an das schwere Schicksal der ehemaligen deutschen Zwangsarbeiter werde wach gehalten. Die symbolische finanzielle Anerkennung sei zugleich Ausdruck der Würdigung dieser Schicksale durch den Bundestag. "Ich hoffe, dass nicht zuletzt die hohe Zahl der Anträge das öffentliche Bewusstsein dafür stärkt, was diese Frauen, Männer und Kinder erleiden mussten", erklärte der Minister.

Auch der Beauftragte der Bundesregierung für Aussiedlerfragen und nationale Minderheiten, Günter Krings (CDU), erinnerte an das "harte Schicksal" dieser Opfergruppe. Er hoffe, "dass die Empfänger dieser Leistung diese - wenngleich späte - Würdigung ihres furchtbaren Leids als lindernd und versöhnend empfinden".

Zwangsarbeit im KZ Dora-Mittelbau
Zwangsarbeit im nationalsozialistischen KZ Dora-Mittelbau in ThüringenBild: picture-alliance/Usis-Dite/Leemage

Stiftung für Berliner Gedenkorte zur NS-Zwangsarbeit geplant

In Berlin sollen Gedenkstätten, die an die Zwangsarbeit unter den Nationalsozialisten - also an andere Opfergruppen - erinnern, in einer eigenen Stiftung zusammengefasst werden. Der Direktor der Stiftung Topographie des Terrors, Andreas Nachama, sagte, zurzeit werde erörtert, das NS-Dokumentationszentrum in Berlin-Schöneweide "zu einem Kompetenzzentrum zum Thema NS-Zwangsarbeit auszubauen". Ziel sei eine eigene Stiftung in den kommenden zwei Jahren. Sie soll sich um den Erhalt der Gedenkorte, Bildungsarbeit und Forschung kümmern.

Das nationalsozialistische Deutschland schuf eines der größten Zwangsarbeits-Systeme der Geschichte. Über 13 Millionen zivile Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter, Kriegsgefangene und Häftlinge arbeiteten im Zweiten Weltkrieg im Deutschen Reich. Auch in den besetzten Gebieten wurden Millionen Männer, Frauen und Kinder zur Arbeit für den Feind gezwungen.

HF/jj (dpa, afpd, kna, epd)