Zahl der Bootsflüchtlinge in Europa steigt
4. Januar 2022Nach Angaben des britischen Innenministeriums erreichten 2021 auf diesem illegalen Weg mehr als 28.300 Menschen Großbritannien - 2020 waren es nur etwa 8000 Menschen gewesen. Das meldet die britische Nachrichtenagentur PA.
Die meisten Migranten innerhalb eines Monats kamen trotz niedriger Temperaturen im November über den Ärmelkanal. Der Tagesrekord in der Meeresende wurde am 11. November mit 1185 Menschen gezählt. Bis zu 50 Personen wurden auf einem einzigen Boot transportiert. Am 24. November kamen 27 Menschen ums Leben, als ihr überfülltes Boot sank.
Die britische Regierung will die Strafen für Menschenschmuggler erhöhen und die Asylgesetzgebung verschärfen. Ein Gesetzentwurf sieht vor, die Einreise auf illegalem Weg strafbar zu machen und Menschen, die auf diesem Weg ins Land gelangten, bei einem Asylantrag zu benachteiligen.
Legale Wege für Flüchtlinge gefordert
Menschenrechtsorganisationen fordern hingegen, legale Wege für Flüchtlinge nach Großbritannien zu schaffen. "Menschen werden weiterhin in leichten Booten den Ärmelkanal überqueren und Menschenschmuggler werden weiterhin profitieren, solange die Regierung nicht mehr Routen zum Beantragen von Asyl öffnen", sagte der Geschäftsführer der Organisation Refugee Action, Tim Naor Hilton, PA zufolge.
Auch Spanien meldet für das vergangene Jahr eine Zunahme der Flüchtlingszahlen. So seien im Jahr 2021 mehr als 4400 Migranten bei dem Versuch gestorben, Spanien auf dem Seeweg zu erreichen, erklärte die spanische Hilfsorganisation "Caminando Fronteras" in ihrem Jahresbericht.
Verdoppelung im Vergleich zu 2020
Die Zahl habe sich im Vergleich zu 2020 verdoppelt - damals seien 2170 Migranten zu Tode gekommen, teilte das in Afrika sehr gut vernetzte Hilfswerk mit. So viele Todesopfer wie 2021 habe es noch nie gegeben. Allein auf der Route von Westafrika zu den Kanaren seien im Atlantik 4016 Menschen ums Leben gekommen, hieß es.
Die Zahl der spanischen Organisation liegt etwa dreieinhalb Mal so hoch wie jene der UN-Organisation für Migration (IOM). Auf die Unterschiede angesprochen, erklärte "Caminando Fronteras", die Aktivisten der Organisation hätten direkten Kontakt zu Überlebenden von Bootsuntergängen und zu den Familien der Migranten in Afrika. Daten aus Primärquellen würden in allen Fällen mit Informationen von Migrantengemeinschaften, amtlichen Stellen und sozialen Organisationen abgeglichen.
Auch UN-Zahlen dürften höher liegen
Die IOM räumt zudem auf ihrer Homepage ein: "Da tödliche Unfälle oft erst Wochen oder Monate später registriert werden, dürfte die endgültige Zahl der Todesopfer 2021 noch viel höher liegen."
nob/kle (dpa, afp)