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Xi Jinping auf Shoppingtour

José Ospina/Jan D. Walter23. Juli 2014

Öl, Soja und Zucker - Staatspräsident Xi geht in Lateinamerika einkaufen für Chinas Milliardenvolk. Doch es geht auch darum, den Einfluss Chinas in Amerika auszuweiten. Das Interesse ist gegenseitig.

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China Kuba Xi Jinping Raul Castro Treffen in Havana
Bild: Reuters

Am Mittwoch (23.07.2014) hat Staatspräsident Xi Jinping seine einwöchige Lateinamerikreise in Santiago de Cuba beendet. Den Hafen der Stadt gründete vor gut 500 Jahren Christoph Kolumbus, als er auf dem Westweg nach China war. Der Handelsweg zwischen Karibik und Ostasien liegt auch Xi am Herzen. In Nicaragua soll unter chinesischer Leitung ein zweiter Schiffskanal durch Mittelamerika entstehen. Ob der Hafen von Santiago ein wichtiger Umschlagplatz für den Chinahandel der Region wird, muss sich zeigen. Jedenfalls hat Xi für den Neubau Kredite gewährt.

China sichert sich Rohstoffe

Begonnen hatte Xi seine Lateinamerikareise im brasilianischen Fortaleza. Dort fand am 14. und 15. Juli der sechste BRICS-Gipfel statt. Wichtigster Bestandteil des Treffens war die Gründung einer Entwicklungsbank mit den Partnerstaaten Brasilien, Russland, Indien und Südafrika. Dann setzte er seine Reise fort nach Argentinien und Venezuela, bevor er sich nun mit den Castro-Brüdern in Kuba traf.

Argentinien erhielt von Xi einen zweckgebundenen Kredit über knapp 5,5 Milliarden Euro für die marode Infrastruktur. Ein Währungsaustausch (Swap) im Gegenwert von rund acht Milliarden Euro soll zusätzlich den Warenaustausch beflügeln: Konsumgüter für Argentinien, Rohstoffe, vor allem Soja, für China. Ähnlich agierte Xi in Venezuela. Ein neuer Kredit über knapp drei Milliarden Euro, rückzahlbar in Erdöl, sowie die Beteiligung am Wiederaufbau der brachliegenden Ölverarbeitung. Kuba wiederum ist einer der wichtigsten Zuckerlieferanten.

Xi Jinping in Venezuela
Maduro (li) dankt Xi (re) für 45 Milliarden US-Dollar Kredit in den letzten zehn JahrenBild: Reuters

Xis Signal ist eindeutig: China will seine Bande mit Lateinamerika verstärken. Wirtschaftlich hat es das längst erreicht. In mehreren Ländern der Region steht das Reich der Mitte auf der Liste der Handelspartner bereits vor den USA, darunter Brasilien, Argentinien und Chile. Dass China insgesamt nur zweiter Handelspartner für Lateinamerika ist, liegt vor allem an der Übermacht der USA in Mexiko. Doch die letzten Jahre weisen in eine Richtung: 12 Milliarden US-Dollar betrug das jährliche Handelsvolumen zwischen Lateinamerika und China in den 2000er-Jahren. 2013 betrug es mehr als das zwanzigfache: 261 Milliarden US-Dollar.

Regierungen brauchen China

China will aber auch geopolitschen Einfluss gewinnen. Und in Lateinameriak begegnet man dem durchaus mit Wohlwollen: "Für viele Regierungen in Lateinamerika ist China ein entwicklungspolitisch und wirtschaftlich attraktiver Partner", stellen Ana Solíz Landivar und Sören Scholvin vom Hamburger GIGA-Institut für Lateinamerika-Studien in einem Aufsatz fest. Dies habe vor allem materielle Gründe. "Aber auch Chinas politischer Erfolg auf der globalen Ebene, sein Aufstieg zur Macht des 21. Jahrhunderts, spielt aus Sicht lateinamerikanischer Regierungen eine wichtige Rolle." China ist auch willkommen, weil es nicht die USA sind. Man braucht Kapital, aber vom "Westen" will man es aus ideologischen Gründen nicht.

Welche Regierungen das sind, zeigt Xis Reiseroute: Venezuela versinkt im Chaos, die Ölverarbeitung liegt brach und die Bevölkerung hungert. Dass die Regierung Oppositionelle unter fadenscheinigen Anklagen wegsperrt, ist Peking egal. Während Xis Besuch in Caracas dankte Präsident Nicolás Maduro ihm für 45 Milliarden US-Dollar an Krediten im letzten Jahrzehnt.

Putin mit argentinischer Präsidentin Kirchner in Buenos Aires 12.07.2014
Auch Putin interessiert sich für LateinamerikaBild: picture-alliance/AP

Argentinien geht in die selbe Richtung. Außer in der Landwirtschaft wird hier kaum noch etwas produziert. Die Inflation liegt über 40 Prozent und der Zugang zu den Kapitalmärkten ist seit dem Bankrott 2001 versperrt. Statt sich um das Vertrauen privater Investoren zu bemühen, setzt aber auch Cristina Fernández de Kirchner auf Hilfe aus Ländern, die ein Gegengewicht zu den USA darstellen. China und Russland. Demokrtische Werte spielen auch in diesen Partnerschaften keine Rolle.

Kuba hängt ohnehin seit Jahrzehnten am Tropf von Gegenspielern der USA. Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion, nahm sich Venezuela der darbenden Insel an, nun, da Maduro nichts mehr zu bieten hat, ist der Weg frei für China. Wobei auch Russland wieder einen Fuß in die Tür gesetzt hat.

China will mehr Einfluss

Seit Jahren machen sich diverse lateinamerikanische Regierungen die anti-amerikanischen Ressentiments vieler Latinos zunutze. Den schwindenden Einfluss der ehemaligen "Kolonialisten", wie sie die USA in ihrer Rhetorik oft nennen, verkaufen sie als ihren Erfolg. Nun werden Befürchtungen laut, dass sich der Kontinent in die nächste Abhängigkeit stürzen könnte.

Doch, anders als den Latinos, geht es den Asiaten dabei wohl weniger um ideologische Verbündete. China will seine geopolitische Macht ausbauen und sich den Zugang zu Rohstoffen sichern. Wie gern Lateinamerika sich darauf einlässt, zeigt der nächste Gipfel der CELAC, jener Gemeinschaft lateinamerikanischer und karibischer Staaten, die explizit USA und Kanada ausklammert. Der Gipfel wird in Peking stattfinden.

Dass dies auch ein Signal Chinas an die USA ist, hat der US-Kolumnist Andrés Oppenheimer bereits 2013 im Miami Herald festgestellt. Im Bezug auf die Annäherung der USA an Japan und die zehn südostasiatischen ASEAN-Staaten drückte er Chinas Attitüde so aus: "You go to my backyard, I go to yours." - "Du bist auf meinem Hinterhof, dann gehe ich in deinen."