Zverev scheitert an Raonic
21. Januar 2019Er hörte erst auf, seinen Schläger auf den Boden zu schmettern, als der Rahmen endlich in kleine Teile zersplittert war. Zwar wurde Alexander Zverev mit seinem Wutausbruch zur gut geklickten Kuriosität der sozialen Netzwerke, die Wende zum Guten im Achtelfinale der Australian Open brachte Deutschlands bestem Tennisspieler seine Eruption aber nicht. Mit 1:6, 1:6 und 6:7 (5:7) unterlag Zverev seinem Gegner Milos Raonic aus Kanada und zeigte dabei insgesamt eine schwache Leistung. Nicht einmal zwei Stunden brauchte der Kanadier, um den letzten im Turnier verbliebenen Deutschen rauszuwerfen.
Tags zuvor war bereits Wimbledonsiegerin Angelique Kerber sang- und klanglos im Achtelfinale gescheitert. "Angie hat es gestern gesagt: Es gibt solche Tage, an denen nichts geht", sagte Zverev nach seiner Niederlage und analysierte frustriert: "In den ersten zwei Sätzen hatte ich keine Ahnung, wie man einen Tennisball überhaupt ins Feld spielt." Zverev erlebte damit die nächste Grand-Slam-Enttäuschung. Nach dem Triumph beim ATP-Saisonfinale im November in London und der guten Vorbereitung mit Coach Ivan Lendl hatte er auf den Durchbruch bei einem der vier wichtigsten Turniere des Tennisjahres gehofft. Doch damit muss sich Zverev nun mindestens bis zu den French Open im Frühjahr gedulden, wo er 2018 mit dem Einzug ins Viertelfinale sein bislang bestes Resultat bei den vier Major-Turniere erzielen konnte.
Ballkinder leben gefährlich
Dabei hatte das Match gegen den früheren Wimbledonfinalisten Raonic eigentlich nach Zverevs Geschmack begonnen: Dem 21-Jährigen gelang gegen den gefürchteten Aufschläger sofort ein Break - dann brach er aber völlig zusammen. "Ich hatte von Anfang an das Gefühl, dass es ein schwieriger Tag werden wird", sagte Zverev. Nach den ersten fünf Spielen schmiss er zum ersten Mal frustriert seinen Schläger, Lendl beobachtete die Szene ohne sichtbare Regung. Nach den Doppelfehlern Nummer sechs und sieben zum 1:4 im zweiten Satz rastete Zverev dann völlig aus, ein Ballkind brachte sich lieber in Sicherheit, Lendl nippte kurz an seiner Wasserflasche. "Das hätte ich vielleicht schon nach dem ersten Satz machen sollen. Irgendwann muss man alles rauslassen", sagte Zverev.
Im dritten Satz fand der Weltranglistenvierte etwas besser in die Partie und war Raonic nun ein ebenbürtiger Gegner. Zverev wehrte beim Stand von 4:5 Raonics erste Matchbälle ab, führte im Tiebreak dann sogar mit 4:2, verpasste jedoch die Wende. "Dass ich im dritten Satz überhaupt so weit gekommen bin, ist ein Riesenwunder gewesen", sagte Zverev, der seiner kleinen Chance auf den Satzanschluss jedoch nicht hinterhertrauerte. Das Match, dessen war er sich sicher, hätte er an diesem Tag nie und nimmer gewonnen.
Djokovic setzt sich durch
Nicht ganz ohne Mühe ist der Weltranglistenerste Novak Djokovic in die Runde der besten Acht eingezogen. Erst nach 3:15 Stunden Schwerstarbeit stand der Erfolg des 31 Jahre alten Serben gegen seinen russischen Herausforderer Daniil Medwedew fest. 6:4, 6:7 (5:7), 6:2 und 6:3 stand es um 0.43 Uhr Ortszeit am Dienstagmorgen. In seinem insgesamt zehnten Viertelfinale in Melbourne trifft der sechsmalige Turniersieger am Mittwoch auf den Japaner Kei Nishikori, der in seinem Achtelfinale gegen den Spanier Pablo Carreno Busta sogar 5:05 Stunden auf dem Platz stand. Nishikori setzte sich in seinem dritten Fünfsatzmatch im Turnierverlauf mit 6:7 (8:10), 4:6, 7:6 (7:4), 6:4, 7:6 (10:8) durch.
Djokovic hatte mit dem formstarken Medwedew (22), der beim Turnier in Brisbane in der Vorbereitung das Endspiel erreicht hatte und in Melbourne bis dato ohne Satzverlust war, mehr Probleme als erwartet. Erst im dritten Durchgang baute Medwedew ab, immer wieder ließ sich der Weltranglisten-19. am Oberschenkel behandeln.
Williams ringt Halep nieder
Erst sah es ganz leicht aus, danach musste sie kämpfen: Durch einen 6:1, 4:6, 6:4-Erfolg gegen die Weltranglistenerste Simona Halep hat Serena Williams in Melbourne das Viertelfinale erreicht. Damit spielt die 37 Jahre alte US-Amerikanerin weiter um ihren 24. Grand-Slam-Titel. Williams benötigte für ihren Sieg gegen die zehn Jahre jüngere Rumänin 1:47 Stunden. Halep muss nach der Niederlage um ihre Führung im WTA-Ranking bangen. "Es war ein intensives Match mit einigen unglaublichen Punkten. Ich musste mich steigern, sie ist zurecht die Nummer eins der Welt", sagte Williams erleichtert. Es war erst ihr zweiter Sieg über eine Top-10-Spielerin seit der Geburt ihrer Tochter Olympia.
Am Mittwoch trifft Williams, die mit ihrem 24. Majortriumph zur Rekordhalterin Margaret Court aus Australien aufschließen würde, erneut auf die 26 Jahre alte Tschechin Karolina Pliskova. Im vergangenen Jahr hatte Williams die Endspiele in Wimbledon (gegen Angelique Kerber) und bei den US Open (gegen Naomi Osaka) verloren. In Melbourne gab sie in diesem Jahr ihr Comeback, nachdem sie 2017 bereits schwanger ihren bislang letzten Majortriumph gefeiert hatte und 2018 als junge Mutter pausierte.
Zwei Tschechinnen im Viertelfinale
Mit der zweimaligen Wimbledonsiegerin Petra Kvitova und Pliskova stehen zwei Spielerinnen aus der Tschechischen Republik in der Runde der besten Acht. Pliskova gewann mit 6:3, 6:1 gegen die ehemalige Wimbledon- und French-Open-Siegerin Garbine Muguruza aus Spanien. Kvitova hatte sich gegen die US-Amerikanerin Amanda Anisimova mit 6:2 und 6:1 durchgesetzt.
Zuvor waren bereits US-Open-Siegerin Naomi Osaka aus Japan und die Ukrainerin Jelina Switolina weitergekommen. Kvitova spielt nun gegen die australische Lokalamatadorin Ashleigh Barty, zudem trifft die Russin Anastassija Pawljutschenkowa auf Angelique Kerbers Bezwingerin Danielle Collins aus den USA.
asz/ck (sid, dpa)