Wut über die Koran-Verbrennung hält an
22. Februar 2012Schwere Ausschreitungen werden zum Beispiel aus der Hauptstadt Kabul gemeldet. Wütende Demonstranten setzten nach Angaben der Polizei Fahrzeuge in Brand, überfielen Geschäfte und warfen Scheiben ein. Wie die Nachrichtenagentur AFP berichtete, lieferten sich hunderte Afghanen Auseinandersetzungen mit den Sicherheitskräften. Bei den Auseinandersetzungen wurden nach Agenturberichten mindestens acht Menschen getötet. und zahlreiche weitere verletzt.
Der Kommandeur der US- und NATO-Truppen in Afghanistan, General John Allen, hatte eingestanden, dass Soldaten auf dem ISAF-Luftwaffenstützpunkt Bagram Koran-Exemplare "unangemessen entsorgt" hätten. Die Soldaten hätten aber nicht vorsätzlich gehandelt, so Allen. Die Schutztruppe werde dafür sorgen, dass ein solcher Fall nicht wieder vorkomme. Der Befehlshaber entschuldigte sich für den Vorfall.
Auch in der ost-afghanischen Stadt Dschalalabad reagierten die Menschen wütend auf die Aktion der Soldaten. Rund tausend Studenten blockierten dort eine Hauptstraße. Bereits am Vortag hatten tausende Afghanen den Stützpunkt Bagram attackiert.
Dass der Vorgang ernstgenommen wird, bezeugt auch das Verhalten des Weißen Hauses in Washington. Präsidenten-Sprecher Jay Carey entschuldigte sich ebenfalls für den - wie er sagte - sehr unglücklichen Vorfall, der nicht der respektvollen Einstellung der US-Streitkräfte gegenüber den religiösen Praktiken der Menschen am Hindukusch entspräche. General Allen ließ unterdessen wissen, die Bücher aus der Vollzugsanstalt Parwan neben dem Stützpunkt seien versehentlich entsorgt und teilweise verbrannt worden. Afghanische Arbeiter hatten beim Durchwühlen einer Müllhalde in Bagram verkohlte Exemplare der Schriften gefunden.
"Sterbt, sterbt, Ausländer"
General Allen kündigte eine umfassende Untersuchung des Vorgangs an. Zudem sollten alle ISAF-Soldaten von Anfang März an ein Training darin erhalten, wie "angemessen" mit religiösem Material umzugehen sei. Dass Menschen muslimischen Glaubens wütend und gewaltsam auf solche Aktionen reagieren können, sollte den Militärs aus Vorgängen der Vergangenheit bekannt sein. Schließlich gilt die Verbrennung sowie jede andere Schändung des Korans als Todsünde. "Tod den Amerikanern" und "Sterbt, sterbt, Ausländer" hatten die Demonstranten am Dienstag gerufen.
ml/sti/wl (dpa, AFP, rtr)