Wulff beendet seine Reise durch die Golfregion
28. Februar 2011Bei der letzten Station seiner Reise durch die Golfregion hat der deutsche Bundespräsident am Montag (28.02.2011) die Universität von Doha besucht. Er forderte bessere Zukunftschancen für die Jugend in arabischen Ländern. Zudem ermunterte er die Jugendlichen zu mehr politischem Engagement. Dabei ging Christian Wulff auch auf die aktuelle Lage in der arabischen Welt ein: "Die Mehrheit muss darüber entscheiden, aber die Minderheiten müssen respektiert werden."
Von einer verschleierten Studentin wurde Wulff auf das Burkaverbot in Deutschland angesprochen. Der Bundespräsident erklärte ihr das Verbot so: "Die bewusste Entscheidung, sich zu verschleiern, kollidiert mit dem Anspruch des Staates, seine Kinder zu bilden". So stünde die Burka in Europa für Verschlossenheit und vermittele den Eindruck, dass die Gleichstellung von Mann und Frau in Frage gestellt würde. "Zu einer offenen Gesellschaft gehört, das Gesicht zu zeigen", so Wulff weiter.
Warnung von Vorurteilen
Ein Anliegen des deutschen Bundespräsidenten bei dem Besuch der Universität von Doha war, den Dialog zwischen den Kulturen zu fördern und religiöse Vorurteile abzubauen. Die sieht er auch in Deutschland. Viele Deutsche wüssten zu wenig über den Islam. Das führe bei einigen zu Ängsten. Wulff werde gegen Diskriminierung kämpfen: "Sie können sich auf mich verlassen als Präsident Deutschlands, dass Muslime in unserem Land gleichberechtigt und willkommen sind."
Zum Abschluss seines Besuches hatte Bundespräsident Christian Wulff auch eine deutsche Schule und das Museum für Islamische Kunst besucht sowie dem arabischen Fernsehsender Al-Dschasira ein ausführliches Interview gegeben. Wulff erklärte, dass er sich der bedeutenden Rolle des Senders bewusst sei. Ein Interview mit Al-Dschasira sei der beste Weg, wenn man sich direkt an die arabische Bevölkerung wenden wolle, so Wulff.
Von Kuwait nach Katar
Christian Wulff war am Samstagvormittag nach Kuwait gereist. Dort hatte er an den Feiern zum Ende der irakischen Besatzung vor 20 Jahren sowie der Staatsgründung vor 50 Jahren teilgenommen. Am Abend war er nach Katar weitergereist. Wulff und der Emir von Katar, Scheich Hamad bin Khalifa Al Thani, hatten sich unter anderem über die aktuelle Lage in Libyen unterhalten. Beide forderten ein Ende des Blutvergießens. "Niemand hat das Recht, auf die eigene Bevölkerung zu schießen und sie zum Gegner zu erklären", sagte Wulff am Sonntag. Im Hinblick auf andere Diktaturen ergänzte er: "Wer sich nicht verändert, wird verändert." Die arabischen Staaten forderte er auf, sich für die Zukunftsperspektiven der Jugendlichen, die Menschenrechte und die Gleichberechtigung der Frauen einzusetzen.
Bei den Gesprächen zwischen Bundespräsident Wulff und Scheich Hamad bin Khalifa Al Thani ging es neben politischen auch um wirtschaftliche Fragen. Katar hat zwar nur rund 1,7 Millionen Einwohner, gehört aber zu den reichsten Ländern der Erde und hat eine große wirtschaftliche Bedeutung. So ist das Land an großen deutschen Konzernen wie VW, Porsche und Hochtief beteiligt. Darüber hinaus hat Katar den Zuschlag für die Fußball-Weltmeisterschaft 2022 erhalten. Deutsche Firmen hoffen beim Bau der Stadien und der nötigen Infrastruktur auf Aufträge in Milliardenhöhe.
Zunächst wollte Bundespräsident Christian Wulff auch Bahrain besuchen. Wegen der Unruhen hatte er seinen Besuch dort allerdings bereits vor einigen Tagen abgesagt.
Autor: Marco Müller (dpa, ap)
Redaktion: Diana Hodali