Wortgefechte um Reichstags-Modell in Russland
24. Februar 2017"Allem Anschein nach hat manch einer in Deutschland vergessen, dass Hitler und seine Erbauer des Dritten Reichs ausgerechnet vom Reichstag aus ihren blutigen Marsch in die Welt starteten (...). "Die Angriffe einiger deutschen Politiker stoßen darum nicht nur auf ein äußerstes Unverständnis, sondern lassen auch darüber nachdenken, welche Ansichten sie über diese "Erbauer" des Dritten Reiches 1933-1945 tatsächlich haben," erklärte der Sprecher des russischen Verteidigungsministeriums, Igor Konaschenkow, auf Anfrage des Studios der Deutschen Welle in Moskau zur Kontroverse um den geplanten Mini-Reichstag.
Für Militärübungen gedacht
Das Verteidigungsministerium plant, den Berliner Reichstag im Militär-Freizeitpark Kubinka westlich von Moskau in kleinerem Maßstab nachbauen. Junge militärbegeisterte Menschen sollten daran üben, wie man ein Gebäude stürmt, erklärte Verteidigungsminister Sergej Schoigu. Nach seinen Worten würden im "Patrioten"-Park weitere Schauplätze des Zweiten Weltkrieges nachgebaut. Die Besucher sollten die Atmosphäre der damaligen Zeit nachfühlen und sich selbst im "Überlebenskampf versuchen" können, so Schoigu.
In Berlin löste das Projekt Kritik aus. Deutschland würde etwas Vergleichbares zur "Erziehung und Ertüchtigung der deutschen Jugend nicht unbedingt bauen, und das gilt auch für die Art und Weise, wie das betrieben wird", sagte Außenamtssprecher Martin Schäfer. Vize-Regierungssprecherin Ulrike Demmer erklärte: "Die Idee ist überraschend und spricht für sich."
Das Reichstagsgebäude symbolisiert in russischen Augen den endgültigen Sieg der Sowjetunion über das nationalsozialistische Deutschland. In heftigen Kämpfen hatten Soldaten der Roten Armee am 30.April/1.Mai 1945 den Gebäudekomplex erobert. Sowjetsoldaten hissten auf dem Reichstag Rote Fahnen und hinterließen an den Mauern Namen und Botschaften - die Inschriften sind zum Teil noch erhalten.
wl/uh (dpa, DW-Moskau)