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Wolfowitz auf Werbetour

30. März 2005

Der neu zu wählende Weltbank-Chef hat in Brüssel versucht, die Europäer von seinen guten Absichten zu überzeugen. Die Ablehnung der EU gegenüber dem Befürworter des Irak-Krieges hat sich nun in Personalwünsche gewandelt.

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Der designierte Weltbank-Chef stellte sich den FragenBild: AP

Der umstrittene künftige Präsident der Weltbank, Paul Wolfowitz, sieht seinen neuen Posten an der Spitze der Entwicklungsbank als "noble Aufgabe". Es gehe darum, Menschen aus der Armut zu befreien. Nach einem Vorstellungstreffen im Kreis europäischer Politiker, die auch Weltbank-Gouverneure sind, sagte er am Mittwoch (30.3.2005) in Brüssel, er wolle an der multilateralen, internationalen Ausrichtung der Weltbank festhalten.

Wahl steht bevor

Wolfowitz, bisher US-Vizeverteidigungsminister, soll am Donnerstag offiziell gewählt werden. "Ich verstehe, dass ich eine umstrittene Person bin", sagte er. "Aber ich hoffe, dass die Leute, wenn sie mich besser kennen, verstehen werden, dass ich zutiefst an den Auftrag der Bank glaube."

EU-Gipfel: Der luxemburgische Premierminister Jean Claude Juncker
Luxemburgs Premierminister und derzeitiger EU-Ratsvorsitzender Jean-Claude JunckerBild: AP

Der luxemburgische Ministerpräsident Jean-Claude Juncker und EU-Repräsentanten aus Deutschland, Frankreich, Großbritannien, den Niederlanden und Schweden nahmen an dem Treffen mit dem amerikanischen Vizeverteidigungsminister teil.

"Die besten Talente aus aller Welt"

Wolfowitz will nach seinem Amtsantritt auf eine multinationale Führungsmannschaft an der Spitze der Organisation setzen. "Es ist sehr wichtig, dass das führende Management der Bank die Tatsache widerspiegelt, dass sie eine multilaterale Institution ist", sagte Wolfowitz nach dem Treffen mit den europäischen Vertretern der Weltbank in Brüssel. Die Frage, ob er einen Europäer als Stellvertreter ernennen werde, ließ er offen. Er habe für sein Führungsteam die Absicht, sich "die besten Talente aus aller Welt zu suchen", betonte der US-Politiker.

Die Nominierung von Wolfowitz, einem der intellektuellen Wegbereiter des Irak-Krieges, war auf teils harsche Kritik bei Politikern in Europa sowie bei Entwicklungshilfe- und Menschenrechtsgruppen gestoßen. Die Europäer hatten aber schließlich schon beim EU-Gipfel im März keinen offenen Widerstand gegen dessen Ernennung mehr geäußert. Stattdessen stellten sie nun Personalforderungen.

Ein Franzose als zweiter Mann?

Der amtierende EU-Ratsvorsitzende Juncker sagte vor dem Treffen, die Europäer müssten besser in der Führung der Bank vertreten sein. Derzeit hat der Vorstand der Bank 24 Direktoren, davon elf aus Europa, von denen wiederum sieben von der EU kommen. Frankreich will den neuen Posten eines Vizepräsidenten schaffen und hat dafür bereits den derzeitigen Chef des Pariser Clubs, Jean-Pierre Jouyet, vorgeschlagen. Die Einsetzung eines Franzosen als zweitem Mann hinter Wolfowitz würde das Gewicht der EU erhöhen. So könnten auch Befürchtungen in der EU abgemildert werden, Wolfowitz könne die Weltbank als Instrument missbrauchen, um die Agenda von US-Präsident George W. Bush zu verfolgen. Die USA sind Hauptanteilseigner der Weltbank und stellen traditionell deren Präsidenten. (kap)