WM-Bewerbung ist eine US-Geschichte
11. April 2017Der Präsident des US-Fußball-Verbandes, Sunil Gulati, hat die Pläne für eine gemeinsame Bewerbung zur Austragung der FIFA-Weltmeisterschaft 2026 auf einer Pressekonferenz in New York am Montag präsentiert. Mit dabei waren auch seine Kollegen aus Mexiko, Decio de Maria und Victor Montagliani aus Kanada.
"Wir verkünden hiermit unser Angebot, die Weltmeisterschaft in die Vereinigten Staaten, nach Kanada und nach Mexiko im Jahr 2026 zurückzuholen", sagte Gulati. "Nach einer hoffentlich erfolgreichen Bewerbung, freuen wie uns darauf, die Welt begrüßen zu können."
Auffällig bei der Bewerbung ist, dass fast alle Spiele in den USA ausgetragen werden sollen. Alleine 60 der insgesamt 80 Turnierspiele werden in den USA - und nur jeweils zehn in Kanada und Mexiko ausgetragen. Mit Beginn des Viertelfinales sollen sogar alle Spiele in den USA stattfinden, erklärte Gulati.
Außerdem bemerkte er, dass gerade Mexiko, das bereits zwei Endturniere 1970 und 1982 ausgetragen hatte, gerne mehr Spiele im eigenen Land gesehen hätte.
"Ich denke, es ist klar, dass beide Länder gerne mehr Spiele veranstaltet hätten. Am Ende war es eine Diskussion und eine Verhandlung, aber eine sehr freundliche", sagte er.
Stärker als eine USA-Einzelbewerbung
Während manch einer in Mexiko oder Kanada sich fragt, warum sein Fußballverband sich auf ein solches Angebot einigen konnte, fragen sich einige Amerikaner, warum ihre beiden Nachbarn überhaupt mit an Bord genommen wurden.
"Wir hätten das Turnier auch auf eigene Faust veranstalten können", sagte Gulati, "aber mit vereinten Kräften sind wir stärker."
Gerüchte über eine Dreifach-Bewerbung gab es schon lange. Doch Gulati sagte, es hätte einige Zeit gedauert, bis eine Vereinbarung getroffen werden konnte.
"Warum? Weil wir erst die Voraussetzungen klären mussten. Wir mussten wissen, wie viele Teams teilnehmen werden und wir mussten die Ergebnisse der US-Wahl abwarten sowie viele andere Dinge abwarten."
Als die drei Länder die Vereinbarung getroffen hatten, hatte die FIFA bereits entschieden, dass die Weltmeisterschaft 2026 aus 48 statt der derzeitigen 32 Mannschaften bestehen würde. Dies veranlasste den kanadischen Fußballverband (CSA) dazu, die Idee, die WM alleine austragen zu wollen, fallen zu lassen.
Trump unterstützt das Projekt
"Der Präsident der USA unterstützt uns voll. Wir sind überhaupt nicht besorgt, wegen der Bedenken, die manche Leute haben", sagte Gulati und betonte, dass Trump "besonders erfreut" sei, dass Mexiko an Bord ist.
Im Anschluss an die Pressekonferenz unterzeichneten Gulati, sein mexikanischer Kollege De Maria und CSA-Präsident Montagliani ein "Memorandum of Understanding" für das Angebot.
Klarer Favorit
Die gemeinsame Bewerbung für die Weltmeisterschaft 2026 geht als klarer Favorit ins Rennen. Besonders weil der FIFA-Rat im vergangenen Jahr beschlossen hatte, dass weder Europa noch Asien Anspruch auf eine Austragung hätten, da Russland das Turnier im kommenden Jahr und Katar dies im Jahr 2022 veranstalten wird.
Allerdings könnten Konkurrenz-Angebote noch von den regionalen Verbänden in Afrika, Südamerika und Ozeanien kommen. Die Entscheidung, wer die WM 2026 veranstalten darf, wird von den 211 Mitgliedsverbänden der FIFA entschieden.
Ohne die Details der Bewerbung zu kennen, weil sie noch genauer ausgearbeitet werden sollen, scheint das Angebot der drei Länder viel Potential zu haben. Laut Gulati haben die drei Länder mehr als genug funktionierende Stadien. Das Risiko, dass nach der WM mehrere Austragungsorte leer stehen und gar verrotten könnten - wie bei den vergangenen beiden Endrunden in Brasilien und Südafrika - scheint gering zu sein.
Zudem haben Mexiko und auch die USA, die 1994 die Weltmeisterschaft ausgetragen haben, eine erfolgreiche Bilanz, was die Austragung kleinerer Events angeht. Kanada hat bereits vor zwei Jahren positive Erfahrungen sammeln können, als das Land die Frauenfußball-WM ausgetragen hatte. Auch wenn dieses Event deutlich kleiner war.
Während in Mexiko bereits eine hohe Fußballkultur von den Fans gelebt wird, sollte die Gastgeberrolle der beiden anderen Länder dem Sport neue Impulse verleihen können. Die Zuschauerzahlen in der Major League Soccer (MLS), in die Bastian Schweinsteiger erst vor wenigen Wochen gewechselt ist, erfreut sich seit drei Jahren wachsender Beliebtheit bei den Zuschauern.
"Mexiko bekommt nur die Krümel"
Allerdings hat die gemeinsame Bewerbung bereits ihre Kritiker auf den Plan gerufen, vor allem in Mexiko.
"Es gibt eine Menge Probleme: die langen Distanzen, die Zeitzonen - es wird schlimmer sein als in Brasilien", sagte Ricardo Ferretti, Trainer des mexikanischen Meisters Tigres gegenüber dem US-amerikanischen Sportsender ESPN. "Mexiko bekommt nur die Krümel", titelte die mexikanische Sportzeitung "Record".
Die Reaktionen aus Kanada sind dagegen nicht so heftig. Über die Tatsache, dass der Mitveranstalter lediglich zehn Spiele austragen solle, sei der ehemalige Nationaltorwart Craig Forrest "ein wenig enttäuscht." Er glaubt, die USA habe die anderen beiden Länder mit ins Boot geholt, um den Richtlinien der FIFA zu entsprechen. Gleichzeitig beschrieb Forrest die Möglichkeit, dass Kanada Mitveranstalter einer WM sei, als "außergewöhnliche Gelegenheit".