Reax Olympia-Vergabe
6. Juli 2011Die Fußball-WM hatte er erfolgreich nach Deutschland geholt – und auf das Sieger-Gen Franz Beckenbauers hatten in letzter Minute auch die Münchener gesetzt. Vergeblich. Auch der "Kaiser" konnte die Mitglieder des Internationalen Olympischen Komitees mit einem Blitzbesuch nicht mehr umstimmen. "Meist hat man sich schon entschieden", ahnte er und fügte an: "Die Arbeit musst du vorher getan haben."
"Deutschland hat sich sympathisch präsentiert"
Mit hängenden Köpfen hatten die Organisatoren bereits nach der ersten Abstimmung den Saal verlassen, nachdem IOC-Chef Jacques Rogge ohne den Namen bekannt zu geben, verkündetet hatte, dass der Gastgeber bereits gewählt sei. Da ahnte die Münchener Delegation bereits das einzig mögliche Ergebnis. Münchens Oberbürgermeister Christian Ude zeigte sich gefasst. "Natürlich bin ich traurig. Aber auch, wenn wir nicht den Zuschlag erhalten haben, so hat München doch allein durch die Bewerbung viele Sympathiepunkte weltweit sammeln können." Als fairer Verlierer gratulierte Ude der Konkurrenz aus Südkorea und wünschte Pyeongchang viel Erfolg bei der Ausrichtung der Olympischen und Paralympischen Winterspiele 2018.
Auch Bundespräsident Christian Wulff, der ebenfalls angereist war und für München geworben hatte, gratulierte Südkorea und dankte allen, die sich für die deutsche Bewerbung eingesetzt haben. "Wir wussten, dass es sehr schwer werden würde. München und Deutschland haben sich im Wettbewerb als sympathisch, offen und sportbegeistert dargestellt."
War der Mitleidsfaktor ausschlaggebend?
Slalom-Ass Felix Neureuther fand deutliche Worte. Er sagte, es sei der Eindruck entstanden, dass Pyeongchang die Spiele bekommen habe, weil es sich zum dritten Mal beworden habe. Bayern hätte seiner Meinung nach Spiele mit "perfekten Austragungsorten" und einer "unglaublichen Stimmung" geboten. Neureuther forderte eine erneute Bewerbung, das Wichtigste sei jetzt, wieder aufzustehen und den nächsten Schritt Richtung 2022 zu machen. Ob sich München noch einmal bewirbt, bleibt allerdings erstmal offen, wie Michael Vesper, der Generaldirektor des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB), sagte. "Darüber werden wir in aller Ruhe entscheiden." Auch er konnte seine Enttäuschung kaum verbergen und stimmte Neureuthers These zu. "Entscheidend war offenbar, dass Pyeongchang bereits zum dritten Mal angetreten ist."
IOC-Vizepräsident Thomas Bach nahm es sportlich: "Siege sind nicht alles. Aber Niederlagen sind auch nicht das Ende von allem." Der DOSB-Präsident kündigte für die kommende Woche die ersten Gespräche darüber an, ob es noch eine Bewerbung geben werde. "Aber eine Entscheidung ist dort nicht zu erwarten."
"Mir fehlen die Worte"
Katarina Witt, die sich als Gesicht der deutschen Bewerbung in den letzten Monaten mit ganzem Herzblut für München eingesetzt hatte, stand die Enttäuschung ins Gesicht geschrieben – sie kämpfte mit den Tränen. "Klar bin ich enttäuscht, vor allem nach unserer Präsentation, zu der uns viele IOC-Mitglieder gratuliert haben." Wahrscheinlich sei die Entscheidung schon vorher gefallen und man habe es einfach nicht mehr rumreißen können, vermutete sie. "Im Moment fehlen mir einfach ein bisschen die Worte."
Ermunternde Worte gab es von DFB-Präsident Theo Zwanziger, der ebenfalls eine neue Bewerbung forderte: "Eines ist für mich trotz der heutigen Entscheidung klar: Das Sportland Deutschland, das in jüngerer Vergangenheit viele begeisternde Weltmeisterschaften ausgerichtet hat, ist auch bereit für Olympische Spiele."
Autorin: Olivia Fritz (mit sid, dpa)
Redaktion: Sarah Faupel