Winnenden gedenkt der Opfer des Amoklaufs
11. März 2011Auch zwei Jahre nach dem Amoklauf in Winnenden ist die Tat noch nicht vergessen: Am Freitag (11.03.2011), um 9.33 Uhr, läuteten in der baden-württembergischen Stadt die Kirchenglocken, um an die Opfer zu erinnern. Um diese Uhrzeit vor zwei Jahren hatte der 17-jährige Amokläufer Tim K. die Albertville-Realschule betreten und neun Schüler, drei Lehrerinnen sowie auf der Flucht drei weitere Menschen und sich selbst getötet.
Neben der Trauer wurden aber vor allem Wut und Ärger laut: Die Familie der Opfer fordern wirkungsvollere Änderungen im Waffenrecht. Insgesamt zehn Familien wandten sich in einem offenen Brief an Bundespräsident Christian Wulff und Kanzlerin Angela Merkel. Dieser wurde am Freitag in der "Winnender Zeitung" abgedruckt. Dort heißt es, alle bisherigen Reformen seien halbherzig gewesen, denn noch immer dürften Faustfeuerwaffen in Privathaushalten aufbewahrt und Großkaliberwaffen im Schießsport eingesetzt werden. Der Amokläufer hatte seine Opfer mit einer Waffe seines Vaters erschossen, die dieser unverschlossen im Schlafzimmer aufbewahrt hatte.
Forderung nach Waffenzentralregister
22 Menschen seien seit dem Amoklauf durch Schusswaffen von Sportschützen getötet worden, bilanzierte die Initiative "Keine Mordwaffen als Sportwaffen" am Dienstag. Die Initiative hatte sich 2009 kurz nach dem Amoklauf gegründet. Bereits im Juli 2010 hatte sich deren Sprecher Roman Grafe gemeinsam mit Hinterbliebenen des Amoklaufs an das Bundesverfassungsgericht gewandt. Sie reichten damals Beschwerde gegen das deutsche Waffengesetz ein.
Seit 2009 habe sich jedoch zu wenig getan, kritisierten die Familien. Sie fordern, dass Schützenvereine ihre Waffen zentral lagern sollen. Zudem solle ein Waffenzentralregister nicht erst wie angekündigt Ende 2012, sondern sofort eingerichtet werden. In diesem Register ist erfasst, wer welche und wie viele Waffen besitzt. Mehr als 100 Menschen seien in den vergangen 20 Jahren mit Sportwaffen getötet worden, gab die Initiative zu Bedenken.
Verbot für Computerspiele
Neben den Schusswaffen kritisierten die Angehörigen der Opfer auch den öffentlichen Umgang mit Gewalt-Computerspielen: "Das Abschießen von menschenähnlichen Wesen darf niemals als gelobte Freizeitbeschäftigung gelten, sondern muss gesellschaftlich geächtet werden." Der 17-jährige Amokläufer hatte viel Zeit mit Gewalt-Computerspielen verbracht. Die Familien der Opfer fordern ein Verbot dieser Spiele.
In der Albertville-Realschule in Winnenden stellt sich zwei Jahre nach dem Amoklauf langsam wieder Normalität ein: Die Schüler werden im September ihr altes Schulgebäude wieder beziehen. Nach dem Amoklauf wurde das Gebäude renoviert und die Schüler in Containern unterrichtet. Die Lehrer und Schüler sollen bei Bedarf weiterhin schulpsychologische Unterstützung erhalten. Die Räume, in denen Schüler und Lehrer ums Leben kamen, sollen als "Gedenkräume" und nicht für den Unterricht genutzt werden.
Autorin: Jill Wagner (mit dpa, epd)
Redaktion: Dirk Eckert