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Wiege der Menschheit

Dagmar Röhrlich30. November 2004

Karonga ist eine unbedeutende Kleinstadt im Norden Malawis: Hier nahm einst die Geschichte der Menschheit ihren Anfang, so die landläufige Vermutung vieler Wissenschaftler. Ein Museum erinnert jetzt daran.

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Paläontologische Entdeckungen im südlichen AfrikaBild: dpa

In den Hügeln Karongas haben der Frankfurter Paläontologe Friedemann Schrenk und sein amerikanischer Kollege Timothy Bromage bereits zweimal menschliche Fossilien gefunden: Die Überreste unserer weit entfernten Ur-Ur-Urahnen sind zweieinhalb Millionen Jahre alt. Jetzt wurde an der Hauptstraße ein Kulturzentrum und Forschungsmuseum eingeweiht - das erste seiner Art in Afrika. Es ist der Abschluss einer langjährigen Forschungskooperation. "Wenn wir irgendwo hingehen, Fossilien rausreißen und dann wieder nach Hause fahren, das bringt überhaupt nichts", sagt Schrenk.

Langfristige Verpflichtung

Über viele Jahre hinweg haben die Paläontologen zusammen mit deutschen Institutionen ihre afrikanischen Kollegen ausgebildet, damit sie die Fossilien selbst aufbewahren und auswerten können. "Wir sind eine langfristige Verpflichtung eingegangen, um der Bevölkerung zu vermitteln, dass das hier die Wiege der Menschheit ist." Staatspräsident Dr. Bingu wa Mutharika hat das 500.000 Euro teure Museumszentrum im Oktober 2004 eröffnet. Neben den Ausstellungsstücken der menschlichen Fossilien ist auch das haushohe Gerippe des ganz in der Nähe gefundenen Malawisaurus zu sehen - ein pflanzenfressender, langhalsiger Riese, der vor 100 Millionen Jahren in der Gegend unterwegs war. Er ist der Star des Museums, denn auch in Malawi sind die Leute begeistert von Sauriern.

Demokratie durch kulturelle Identität

Doch es ist die Besonderheit des Menschen, die im Museum in den Vordergrund gestellt wird. Nach dem Ende der Diktatur in Malawi sollen die Exponate dazu beitragen, den Menschen eine Identität zu geben, erklärt Friedemann Schrenk. "Man kann auch nicht demokratisieren oder - wie man es hier tut - dezentralisieren, ohne eine kulturelle Identität zu haben", sagt er. "Das Zentrum ist eine Begegnungsstätte, mit einem Amphitheater, wo Theateraufführungen, Musikaufführungen stattfinden, einem kleinen Museumszentrum und mit einem Forschungszentrum, wo wir dann die Fossilien präparieren und aufbewahren werden."

Das sei ein wichtiger Aspekt, denn bislang ist es nicht einfach, die Fossilien vernünftig aufzubewahren und der Wissenschaft zugänglich zu machen. Die Ahnen der Menschheit müssen jetzt nicht mehr in Behelfsquartiere in der Hauptstadt Lillongwe "umziehen". Jetzt werden sie sozusagen vor Ort erforscht, von malawischen Wissenschaftlern. Und dass so etwas in einer Provinzstadt passiert, ist fast schon eine kleine Sensation in einem Land, das zentralistisch geführt wird.