Wiedersehen nach knapp 60 Jahren
30. Oktober 2010Mit Bussen wurden am Samstag (30.10.2010) die mehr als 430 Südkoreaner im Alter von 12 bis 96 Jahren über die schwer bewachte innerkoreanische Grenze zum Treffpunkt im Kumgang-Gebirge an der nordkoreanischen Ostküste gebracht. Dort sahen viele von ihnen zum ersten Mal seit rund 60 Jahren ihre Verwandten wieder. 100 Nordkoreaner warteten auf sie.
Es ist der erste direkte Kontakt von Müttern und Vätern mit ihren Söhnen und Töchtern, zwischen Ehepartnern, Brüdern und Schwestern. In der Regel ist keine Verbindung über die abgeriegelte Grenze hinweg per Brief, E-Mail oder Telefon möglich. Die Treffen der einzelnen Familien sind auf drei Tage beschränkt.
Vorfreude auf die Verwandten
"Mein Herz fließt über vor Freude", sagte die 76 Jahre alte Im Jae Ok vor der Abreise. Zum ersten Mal seit 61 Jahren wird sie ihren 80 Jahre alten Bruder wiedersehen. Als Geschenk habe sie zwei Taschen voller Kleidung und einige Dollar als Geschenk dabei. Der über 70-jährige Lee Moon-Yeong erzählt, er habe vor lauter Vorfreude die ganze Nacht nicht geschlafen, weil er seinen Bruder nach so vielen Jahren wieder treffe.
Zehntausende Familien sind durch die Landesteilung nach dem Zweiten Weltkrieg 1945 und den Korea-Krieg (1950-1953) auseinander gerissen worden. Seit dem Jahr 2000 gibt es Familientreffen, seitdem konnten sich mehr als 20.000 Menschen wiedersehen. Die letzte Familienzusammenführung liegt ein Jahr zurück. Das Begegnungsprogramm war aufgrund politischer Spannungen unterbrochen worden.Weitere Treffen sollen am Mittwoch folgen. Dann soll eine Gruppe von knapp 100 älteren Südkoreanern für drei Tage nach Nordkorea gebracht werden.
Bemühungen um eine Wiederannäherung
Beobachter sehen in den Familientreffen ein weiteres Zeichen für die jüngsten vorsichtigen Bemühungen um eine Wiederannäherung beider Länder. Hintergrund ist der Untergang eines südkoreanischen Kriegsschiffs im März. Dabei waren 46 Seeleute ums Leben gekommen. Der Süden wirft dem kommunistischen Norden vor, das Schiff versenkt zu haben.
Am Freitag kam es zu einem weiteren Vorfall. Nahe der entmilitarisierten Zone bei Hwacheon, rund 90 Kilometer nordöstlich der südkoreanischen Hauptstadt Seoul, kam es zu einem Schusswechsel zwischen nord- und südkoreanischen Grenzsoldaten. Verletzt wurde niemand.
Autorin: Pia Gram (dpa, afp)
Redaktion: Eleonore Uhlich