Wieder tödliche Zusammenstöße in Nicaragua
15. Juni 2018Erneut kam es zu heftigen Zusammenstößen zwischen Demonstranten und regierungstreuen Truppen. Mindestens drei Menschen seien bei Angriffen auf Aktivisten getötet worden, teilte das Menschenrechtszentrum CENIDH mit. Mehr als 160 Menschen sind damit seit Beginn der Massenproteste vor zwei Monaten ums Leben gekommen.
Die jüngsten Zusammenstöße ereigneten sich während eines 24-stündigen Generalstreiks, zu dem aus "Solidarität mit den Opfern" der wochenlangen Proteste aufgerufen worden war. Die Hauptstadt Managua glich einer Geisterstadt. Straßen blieben leer, Geschäfte geschlossen. Auch der öffentliche Verkehr und der private Güterverkehr wurde ausgesetzt. Die gewaltsamen Zusammenstöße ereigneten sich laut CENIDH in den Gemeinden Nagarote, Tipitapa und Masatepe.
Gifteinsatz gegen Demonstranten?
Eine Menschenrechtsorganisation will nun dem Vorwurf nachgehen, dass gegen Demonstranten Pestizide eingesetzt wurden. Es gebe Berichte darüber, dass die Regierung in mehreren Städten des lateinamerikanischen Landes von Flugzeugen aus die giftigen Substanzen auf die Menschen sprühen ließ, erklärte der Direktor der Vereinigung für Menschenrechte Nicaraguas, Alvaro Leiva. Augenzeugen hätten von zwei Flugzeugen berichtet, die in den Städten Diriamba und Jinotepe eine streng riechende Chemikalie über Demonstranten verteilt hätten. Einige hätten danach über Erbrechen und Schwindel geklagt.
Die Wut der Demonstranten in Nicaragua hatte sich zunächst gegen Pläne für Rentenkürzungen gerichtet. Zwar zog Präsident Daniel Ortega diese angesichts des Widerstands schon bald wieder zurück, mittlerweile fordern die Demonstranten aber seinen Rücktritt und den seiner Frau, Vizepräsidentin Rosario Murillo. Der ehemalige Guerillakämpfer Ortega regiert Nicaragua seit elf Jahren, sein jetziges Mandat endet im Januar 2022.
Neuer Friedensdialog soll starten
Am Freitag wollen sich die katholischen Bischöfe in dem Land um eine Wiederaufnahme der Verhandlungen zwischen Regierung und Opposition bemühen und die Konfliktparteien an einen Tisch holen.
rk/jj (dpa, afp, rtre)