Wieder mehr Organspender in Deutschland
11. Januar 2019Nach Jahren mit rückläufigen Zahlen hat es 2018 wieder mehr Organspender gegeben als im Vorjahr. Wie die Deutsche Stiftung Organtransplantation (DSO) mitteilte, gab es im vergangenen Jahr 955 Spender. Das waren knapp 20 Prozent mehr als im Jahr davor: 2017 gab es in Deutschland nur 797 Spender. Das war der niedrigste Stand seit 20 Jahren.
Damit kamen 2018 11,5 Spender auf eine Million Einwohner. Von diesen Spendern wurden laut DSO 3113 Organe durch die internationale Vermittlungsstelle Eurotransplant erfolgreich an Patienten der acht Mitgliedsländer vermittelt. Darunter waren 1607 Nieren, 295 Herzen, 779 Lebern, 338 Lungen, 91 Bauchspeicheldrüsen sowie 3 Dünndärme. Das sind 519 Organe mehr als in 2017. Zugleich wurden 3.264 Organe in deutschen Kliniken transplantiert.
Spahn begrüßt Organspende-Zahlen
Bundesgesundheitsminister Jens Spahn zeigte sich erleichtert. "Endlich gibt es wieder mehr Organspender. Unsere Kampagnen zeigen Wirkung. Auch die Debatte um die Widerspruchslösung sorgt dafür, dass sich mehr Menschen Gedanken über dieses Thema machen", sagte der CDU-Politiker in Berlin. Dabei verwies er darauf, dass der Bundestag in den nächsten Monaten über mehrere Gesetze für Bedingungen "für noch mehr Organspenden" beraten wolle. "Denn die steigenden Zahlen sind gut, aber nicht gut genug. Noch warten 10.000 Menschen auf ein Spenderorgan."
Die Deutsche Stiftung Patientenschutz widersprach dem Minister. Vorstand Eugen Brysch sagte, der Anstieg sei "kein Erfolg der teuren Werbekampagnen der letzten Jahre. Der Schlüssel zu mehr Spenden ist vielmehr eine gute Organisation in den Krankenhäusern." Dazu liege der Gesetzentwurf vor. "Der ist ein Anfang, doch die Strukturverbesserungen müssen weiter gehen. Der Vorschlag für eine Widerspruchsregelung erweist der Sache jedoch einen Bärendienst. Mit Zwang lässt sich kein Vertrauen gewinnen."
Bisher sind Organentnahmen in Deutschland nur bei ausdrücklicher Zustimmung erlaubt. Die Debatte über eine neue Regelung hatte Gesundheitsminister Spahn im vergangenen Jahr angestoßen. Er wirbt für eine "doppelte Widerspruchslösung". Das heißt, dass jeder Deutsche per se als Spender gilt. Man solle dazu aber Nein sagen können, sonst seien - als doppelte Schranke - Angehörige zu fragen. Im Bundestag formieren sich derweil aber auch Initiativen für andere Neuregelungen.
uh/sti (dpa, afp, epd)