Wieder Aufruhr in Bischkek
19. April 2010Polizeifahrzeuge standen am Montag (19.04.2010) in Flammen und auf den Straßen Bischkeks brachten etwa 1500 Demonstranten, mit Stöcken bewaffnet, ihre Unzufriedenheit mit der Übergangsregierung zum Ausdruck. Bei den blutigen Unruhen wurden im Ort Majewka ein Mensch getötet und mindestens 15 verletzt. Sogar Schüsse fielen bei den Auseinandersetzungen zwischen den Aufständischen und der Polizei. Rund 1000 Mann des Verteidigungs- und Innenministeriums wurden in Märschen mit Panzertechnik eingesetzt, um Plünderungen und Brandschatzungen zu verhindern.
"Schuld" an 84 Todesopfern
Die protestierenden Anhänger des kürzlich zurückgetretenen Präsidenten Bakijew verlangten dessen Rückkehr und gaben der Übergangsregierung die Schuld an den 84 Opfern, die beim gewaltsamen Umsturz getötet wurden. Anfang April hatten heftige Proteste und Straßenschlachten in mehreren kirgisischen Städten zum Rücktritt Bakijews und zur Machtübernahme der sozialdemokratischen Politikerin Rosa Otunbajewa geführt. Die Übergangsregierung legte unterdessen einen vorübergehenden Reformplan vor, wonach die Macht des Präsidenten zurückgeschraubt und die Verantwortung des Parlaments gestärkt werden soll.
Mit Otunbajewas Regierung unzufrieden zeigten sich am Montag aber auch viele kirgisische Polizisten. Grund für ihre Arbeitsverweigerung sind die niedrigen Löhne und die Abneigung gegenüber der neuen Führung durch das Innenministerium.
Bakijews Aufenthaltsort unklar
Nachdem sich die Lage in Kirgisistan in den Tagen nach Bakijews angeblicher Flucht ins kasachische Exil weitestgehend beruhigt hatte, ist sein genauer Aufenthaltsort mittlerweile unklar. Seine Anhänger teilten mit, der Ex-Präsident werde in Kürze in Kirgisistan landen, um die dortige Regierungsgewalt wieder an sich zu nehmen. Falls Bakijew tatsächlich in den zentralasiatischen Staat zurück kommen wird, droht ihm die Festnahme.
Laut Berichten aus Dschalal-Abad hat Bakijew in der südkirgisischen Stadt per Telefon einen seiner Anhänger als Gouverneur eingesetzt. Experten befürchten, dass sich der südliche Teil Kirgisistans unter dem Einfluss Bakijews zu einer Drogenhochburg entwickeln könnte. Denn Bakijews Clan unterhalte dort enge Kontakte zu Kartellen.
Autortin: Sina Schlimmer (dpa, rtr)
Redaktion: Herbert Peckmann