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Wieder Anschluss gefunden

Frank Sieren, Peking9. September 2014

Apple wird wohl an diesem Dienstag sein neues iPhone präsentieren. Es ist die letzte Chance für Apple, im chinesischen Markt zu reüssieren, meint DW-Kolumnist Frank Sieren.

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Mi3 smartphones in Xiaomi store in China 8(Foto: Picture alliance/dpa)
Bild: picture-alliance/dpa

Es gilt als offenes Geheimnis, dass Apple an diesem Dienstag ein neues iPhone vorstellen wird. Obwohl sich das Unternehmen bisher nicht offiziell dazu geäußert hat, hindert das den Betreiber China Mobile nicht daran, bereits das neueste Modell des Smartphones für die Vorbestellung freizugeben. 33.000 Bestellungen sollen allein am ersten Tag nach der Freigabe eingegangen sein, obwohl noch niemand weiß, wann das Gerät genau ausgeliefert wird, und welche neuen Funktionen es hat.

Dennoch liegt Apple mit einem Marktanteil von elf weit abgeschlagen hinter Samsung mit knapp 34 Prozent. Marktführer ist aber seit kurzem ein anderer Hersteller: In den vergangenen drei Monaten verkaufte der chinesische Hersteller Xiaomi 15 Millionen Geräte und setzte sich damit erstmals an die Spitze der Smartphone-Verkäufer in China. Xiaomi träumt schon vom globalen Durchbruch. Und auch andere chinesische Smartphone-Bauer - wie Lenovo oder Huawei - kommen Apple und Samsung in China immer näher.

Kooperation mit größtem Mobilfunkanbieter

Die Kooperation zwischen Apple und China Mobile, die erst Anfang dieses Jahres begonnen hat, ist so etwas wie die letzte Rettung für die US-Amerikaner. Bisher wurden iPhones exklusiv von den beiden Wettbewerbern China Unicom und China Telecom auf dem chinesischen Markt vertrieben. So hat es zur Marktführerschaft nicht gereicht. Nun soll es mit dem unbestrittenen Marktführer China Mobile klappen. 700 Millionen Chinesen haben Handyverträge bei dem Unternehmen, das damit auch der größte Mobilfunkanbieter der Welt ist.

Allerdings waren die vergangenen Jahre keine guten Jahre für China Mobile. Ausgerechnet bei der wichtigsten Entwicklung der Branche, nämlich beim mobilen Surfen im Internet, musste China Mobile kräftig Marktanteile abgeben. Der Schwachpunkt war dabei stets das schwache 3G-Netz für schnelles mobiles Internet. Seit dem Beginn der 3G-Ära bröckelten die Markanteile. Zwar dominiert China Mobile mit einem Marktanteil von gut 60 Prozent nach wie vor den chinesischen Mobilfunkmarkt. Im 3G-Markt kam das Unternehmen jedoch nur auf einen Marktanteil von 46 Prozent.

Frank Sieren
Frank SierenBild: Frank Sieren

Schnelles 4G-Netz soll mehr Kunden bringen

Dass bis vor einigen Monaten keine Kooperation mit Apple zustande kam, lag vor allem an den chinesischen Telekom-Regulierern. Die hatten China Mobile für ihr 3G-Netz einen speziellen chinesischen Übertragungsstandard aufgezwungen, während die Konkurrenz auf internationale Standards setzen durfte, was für die Anwendung von Apple-Smartphones nötig war. Doch jetzt scheint sich das Blatt für China Mobile zu wenden.

Die Fehler, für die das Unternehmen bei 3G noch teuer bezahlen musste, hat es beim Ausbau seines neuen, noch schnelleren 4G-Netzes nicht wiederholt. Und auch die Behörden hatte China Mobile dieses Mal auf seiner Seite. Zuletzt betrieb China Mobile bereits über 400.000 4G-Mobilfunkstationen in China und deckte damit rund 300 Städte im Reich der Mitte ab. Bis Jahresende will die Firma mehr als 50 Millionen 4G-Nutzer in seinem Mobilfunknetz betreuen und sich damit deutlich von der Konkurrenz absetzen.

Ende der westlichen Dominanz auf Smartphone-Markt?

Durch den schnellen Ausbau des neuen Netzes stehen die Chancen tatsächlich gut für China Mobile, verloren gegangene Kunden wieder zurückzugewinnen. Und das hat wohl auch Apple verstanden, dessen aktuelles Modell bereits kompatibel mit dem schnellen 4G-Internet ist. Insofern kann sich China Mobile freuen, dass es bald auch die neueste Generation des iPhones vertreiben und gemeinsam mit neuen Mobilfunkverträgen anbieten kann. Klar ist aber auch: Entscheidend für den Unternehmenserfolg wird das auf Dauer nicht sein. Denn auf dem Markt für Smartphones gelten mittlerweile andere Gesetze als in Europa oder den USA.

Die Markteinführung des neuen iPhones wird man bei Apple deshalb mit gemischten Gefühlen beobachten. Sicher wird auch das neue iPhone auf dem größten Markt der Welt wieder einschlagen und dem Konzern womöglich neue Rekordverkäufe bescheren. Doch am Hauptsitz des Apple-Unternehmens in Cupertino muss man sich darauf einstellen, dass die Luft für die eigenen Modelle dünner wird. Und, was in China passiert, setzt den Trend für Asien. Der wiederum ist inzwischen entscheidend für die Weltmarktanteile. Möglicherweise wird also in diesen Tagen das Ende der westlichen Dominanz im Smartphone-Geschäft eingeleitet.

DW-Kolumnist Frank Sieren lebt seit 20 Jahren in Peking.