Onlinefähig?
30. Mai 2008Wo auch immer man sich aufhält im großen Konferenzzentrum mitten in Accra, überall steht den Besuchern eine Funkverbindung zum Internet zur Verfügung. Es geht langsam, aber es geht. Ein gutes Zeichen, gerade für diese Konferenz, bei der es um E-Learning in Afrika geht, also um Lernen mit Hilfe von Computern und Internet.
Schon am Mittwoch (30.05.2008) trafen sich viele der mehr als 1400 Teilnehmer zu Vorkonferenzen und einer Ausstellung von Unternehmen und Nicht-Regierungsorganisationen, um sich über den neuesten Stand in Sachen E-Learning zu informieren. Eine kleine Gruppe von Besuchern ist besonders gut an dem Aufdruck ihrer traditionellen Stoffe zu erkennen: Sie sind von der Union der ghanaischen Wissenschaftslehrer. Internet ist für viele von ihnen aus dem Unterrichtsalltag nicht mehr wegzudenken. "Eine Herausforderung an die Lehrer heute ist, wie man die Aufmerksamkeit der Schüler bekommt", erzählt Gadagoe Achimota. "Ich finde, dass E-Learning beim Vorbereiten guter Unterrichtsstunden sehr hilfreich ist." Lehrer könnten sich auf diese Weise viele Informationen beschaffen – sich beispielsweise Unterrichtsbeispiele von anderen Lehrern ansehen, ohne Bücher zu den Themen zu haben. "All das bekomme ich übers Internet", sagt Achimota.
Lebenswichtige Online-Fortbildung für Ärzte
Das ostafrikanische Tansania ist sogar mit einem eigenen Stand vertreten und macht Werbung für seinen staatlichen Bildungsfonds und seine Initiativen im Bereich Kommunikationstechnologien. Die Broschüren finden guten Absatz: Viele Vertreter anderer afrikanischer Länder wollen sich informieren, ob das tansanische Modell ein Vorbild sein kann. Für Mercy Sila von der Bildungsbehörde in Tansania führt am Internet kein Weg mehr vorbei, um den Anschluss an die entwickelte Welt zu finden: "Welche Forschung wird draußen gemacht, was wird gelehrt und wie? All das erfährt man nur über das Internet."
Neben dem Einsatz in der Schule geht es in den Sitzungen und Workshops der Konferenz auch um andere Möglichkeiten, E-Learning zu nutzen - an Universitäten beispielsweise, bei der Unterstützung von Frauen in der Gesellschaft, der Weiterbildung in Unternehmen oder im Gesundheitssektor. So stellt dort auch John Amuasi vom Trainingskrankenhaus in Kumasi aus Nordghana einen neuen Internet-Service vor, der unter anderem von der Weltgesundheitsorganisation unterstützt wird. Durch eine neue Plattform mit dem Namen "Health Sciences Online" - Gesundheitswissenschaft online - soll die Gesundheitsversorgung auch in abgelegenen Gebieten gesichert werden. "In vielen ländlichen Teilen Afrikas, auch hier in Ghana, gibt es keine Ärzte, sondern nur Gemeindeschwestern, und selbst wenn es Ärzte gibt, sind wir Ärzte oft eingeschränkt in dem, was wir an Informationen haben" berichtet er. "Die Ärzte in dieses abgelegenen Gegenden werden also auf dem gleichen neuesten Stand sein wie jemand in New York oder Berlin", sagt Amuasi.
Fehlende Infrastruktur
Die Datenbank für "Health Sciences Online" ist laut Amuasi bereits gefüllt. Aber ein Haken bleibt: Die Versorgung mit Internet-Verbindungen und Strom, die außerhalb der großen Städte immer noch Mangelware ist. Und so ist auch der Zugang zum Internet ein wichtiges Thema der Konferenz. Hier hoffen die Initiativen und afrikanischen Regierungen auf Hilfe von außen.
Dennoch: Laut einer Umfrage, die kurz vor der Konferenz veröffentlicht wurde, ist die Infrastruktur nicht das einzige Problem. Es fehlt insbesondere auch an spezifischen, für afrikanische Nutzer zugeschnittenen Informationen. Aber auch hier gibt es bereits gute Beispiele, die auf der E-Learning-Konferenz präsentiert werden.
Wenn der Blick in die Zukunft geht, fangen die Augen der Konferenz-Teilnehmer zu leuchten an. Die vielen Initiativen, die daran arbeiten, Hindernisse aus dem Weg zu räumen und Informationen für alle zugänglich zu machen - von 100-Dollar-Laptop bis zur Online-Bibliothek - machen ihnen Mut, dass Afrika im Bildungsbereich kräftig aufholen wir.