Wie lassen sich gefährliche Zoonosen verhindern?
5. Juli 2021Seit Jahrzehnten warnen Forschende vor gefährlichen Zoonosen, wenn also Infektionskrankheiten vom Tier auf den Menschen überspringen. SARS, MERS, Ebola - viele Infektionskrankheiten werden von Viren übertragen, die einen tierischen Ursprung haben.
Laut einem Bericht des Weltbiodiversitätsrats gibt es in der Tierwelt bis zu 1,7 Millionen unentdeckte Viren, von denen 827.000 den Menschen infizieren könnten. Und da sich Mensch und wilde Tiere immer näher kommen, wird die COVID-19-Pandemie in dieser globalisierten Welt sicherlich nicht die letzte Pandemie bleiben.
Wildtierhandel mit Zoonose-Potential
Seit Beginn der COVID-19-Pandemie gibt es Forderungen, den Handel mit Wildtieren streng zu regulieren oder vollständig zu verbieten. Wildtiermärkte gelten als potentielle "Zoonosen-Hotspots", weil hier verschiedene Tierarten auf engstem Raum aufeinandertreffen und sich gefährliche Viren leicht verbreiten können.
Unmittelbar nachdem klar war, dass auch das neue SARS CoV-2 Virus von einem Tier stammt, hatte die Weltgesundheitsorganisation (WHO) gefordert, dass die vor allem in Asien und Afrika beliebten Wildtiermärkte schließen müssen.
Bereits im Januar 2020 hatte das besonders in der Kritik stehende China vorübergehend den gesamten Handel mit Wildtieren verboten - bis die COVID-19 Pandemie beendet ist. Ganz so lang galt das Verbot dann doch nicht, die Märkte sind teilweise wieder geöffnet, aber zumindest ging der Handel mit exotischen Tieren und Lebensmitteln in China signifikant zurück.
Wildtiere bleiben relevant für Ernährung und Medizin
Wildtiere spielen für viele Menschen eine wichtige kulturelle, traditionelle und teilweise auch ernährungsrelevante Rolle.
Es ist daher illusorisch, den Handel oder Verzehr von Wildtieren generell verbieten zu wollen. Gerade in strukturschwachen Gegenden ist ein striktes Verbot zudem kaum zu überwachen.
Effektiver könnte es deshalb sein, die Hygiene- bzw. Veterinär-Vorgaben für den Handel und den Verzehr von Wildtieren klar zu regeln und gleichzeitig einen verlässlichen Überblick über die potentiellen Gefahrenherde zu bekommen.
Risiko-Raster soll Hotspots identifizieren
Gemeinsam mit dem World Wide Fund For Nature (WWF) haben Forschende aus Hongkong ein Risiko-Raster für Zoonose-Gefahren entwickelt. Mit dem in der Wissenschaftszeitung "One Health" veröffentlichten Raster sollen zunächst die Wildtier-Märkte in Asien analysiert werden. Berücksichtigt werden dabei die Verkaufssituation auf dem jeweiligen Markt und die Tierarten, beziehungsweise die Anzahl der gehandelten Wildtiere.
Untersucht wurden 46 Wildtiermärkte in Laos und Myanmar. Bei ihnen zeigte sich bei rund der Hälfte aller beobachteten Tage ein hohes Zoonose-Risiko.
"Schon aus unserer Stichprobenuntersuchung geht hervor, dass es Wildtiermärkte gibt, die offenbar immer ein hohes Zoonose-Risiko haben", warnte Stefan Ziegler, einer der Autoren und WWF-Asien-Referent, anlässlich des Welt-Zoonose-Tags am 6. Juli.
Strenge Veterinär-Vorgaben statt wirkungslose Verbote
Nach WWF-Angaben werden in der Region jedes Jahr Millionen Wildtiere zu Nahrungszwecken oder zum Gebrauch in der traditionellen Medizin gehandelt.
Zu den gehandelten Wildtieren gehörten laut WWF neben Wildschweinen und Hirschen auch häufig Nagetiere und Fledermäuse, die als Reservoir für eine Vielzahl von pathogenen Erregern gelten.
Natürlich werden zum Beispiel Wildschweine oder Hirsche auch in Deutschland verzehrt. "Allerdings unterliegt der Handel dieser Produkte strengen veterinärmedizinischen Auflagen", sagte Ziegler der Deutschen Presse-Agentur.
Zoonosen-Verhinderung als globale Aufgabe
"Die Einstellung des illegalen und unregulierten Wildartenhandels ist ebenso wichtig wie die Überwachung der Wildtiermärkte, Wildtierfarmen und Restaurants, in denen das Fleisch von Wildtieren angeboten wird", hieß es in einer Mitteilung der Umweltorganisation. Jedoch seien die zuständigen Behörden, die den Handel überwachen und geltendes Recht durchsetzen sollen, vielerorts stark unterfinanziert.
Der Pandemieschutz sei eine globale Aufgabe, so der WWF. Die Weltgemeinschaft müsse deshalb gezielt beim Aufbau nationaler Kapazitäten zur Pandemie-Prävention helfen. Das Risiko-Raster könne laut WWF helfen, die Risiken im legalen Handel mit Wildtieren zu minimieren.