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Panama-Papiere führen zu Raubkunst

Sabine Oelze 9. April 2016

Auch mutmaßliche Raubkunst soll durch Offshore-Firmen verdeckt worden sein. Darunter ein Meisterwerk von Modigliani. Im Genfer Zollfreilager sind deswegen erste Durchsuchungen der Staatsanwaltschaft durchgeführt worden.

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Modigliani Gemälde Seated Man With a Cane Ausschnitt
Bild: public domain / Ausschnitt

Im Zusammenhang mit mutmaßlicher Raubkunst soll die Genfer Staatsanwaltschaft am Freitagmorgen eine Hausdurchsuchung im Genfer Zollfreilager angeordnet haben. Das berichtet die Schweizer Zeitung "Der Bund" in ihrer Onlineausgabe und beruft sich auf die Genfer Tageszeitung "Le Temps".

Im Visier der Fahndung standen die Räumlichkeiten von Rodolphe Haller, einem Unternehmer, der für seine Kunden im Zollfreilager Genf Tausende Kunstwerke aufbewahrt. Im Depot soll sich auch das Meisterwerk "Homme Assis appuyé sur une canne" (Sitzender Mann mit einem Stock) befinden, das der italienische Maler Amedeo Modigliani 1918 malte und dessen Wert auf 25 Millionen Dollar geschätzt wird. Vor der Zeit des Nationalsozialismus befand sich dieses Gemälde im Besitz des jüdischen Antiquitäten- und Kunsthändlers Oscar Stettiner. Als Stettiner 1939 vor den Nazis fliehen musste, ließ er es in Paris zurück, wo es ein Jahr später zwangsversteigert wurde. Wie die Süddeutsche Zeitung in ihrer Wochenendausgabe berichtet, forderte Oscar Stettiner sein Gemälde 1946 zurück. Bevor seine Klage Gehör fand, starb er 1948. Danach wuchs vorerst Gras über die Angelegenheit.

Auf der Suche nach dem verschollenen Meisterwerk

Bewegung kam erst wieder in die Suche, als sich Stettiners Enkel Philippe Maestracci für den Verbleib des Gemäldes interessierte. Der heute 71-Jährige beauftragte das kanadische Unternehmen Mondex Corp, das sich auf die Rückerstattung von Raubkunst spezialisiert hat, das Gemälde gegen Provision zu finden und in seinen Besitz zurückzubringen. Das Unternehmen fand den Modigliani - und recherchierte die aufregende Geschichte, die das Gemälde in den letzten rund 75 Jahren erlebt hat.

Kunsthändler David Nahmad, Foto: picture alliance/abaca/ Piovanotto Marco
Kunsthändler David NahmadBild: picture alliance/abaca/ Piovanotto Marco

Zuletzt gesehen wurde es im Jahr 2005, wie der Schweizer "Tagesanzeiger" berichtet. Damals tauchte es in der Galerie von Helly Nahmad, dem Sohn des im Libanon geborenen Kunstsammlers David Nahmad, in New York auf. Die Familie ist bekannt auf dem Kunstmarkt. Die Nahmads gehören zu den einflussreichsten Kunsthändlern und Kunstsammlern der Welt. An die 4500 Kunstwerke, darunter allein 300 Picassos, aber auch Werke von Monet, Matisse oder Miró sollen sich im Familienbesitz befinden. Die meisten liegen in den Hochsicherheitsdepots im Zollfreilager in Genf.

Modigliani im Besitz einer Offshore-Firma

Als das kanadische Unternehmen Mondex Corp im Auftrag von Erbe Philippe Maestracci einen Prozess anstrengt, in dem es die Nahmads auf Herausgabe des Kunstwerks verklagt, stellt sich heraus, dass der eigentliche Besitzer die Offshorefirma "International Art Center" (IAC) ist. Die jüngsten Enthüllungen rund um die "Panama Papers" von NDR, WDR und SZ legen allerdings nahe, dass das "International Art Center" seit mehr als 20 Jahren von Mitgliedern der Familie Nahmad kontrolliert wird. Bis 2014 soll David Nahmad sogar alleiniger Geschäftsführer gewesen sein. Noch läuft das Verfahren. Wegen der ungeklärten Besitzverhältnisse kann es sich noch hinziehen. Nahmad selbst bestreitet dies, dass es sich bei dem Gemälde um Raubkunst handelt.

Modigliani Gemälde "Sitzender Mann mit Stock", Quelle: Wikipedia
Wem gehört das Gemälde "Sitzender Mann mit Stock"?Bild: gemeinfrei

Kunsthandel arbeitet mit Offshore-Firmen

Nahmad und seine Familie sind nicht die einzigen Kunsthändler im Offshore-Geschäft. In den Panama-Papieren tauchten noch weitere Namen auf: Auch die spanische Familie Thyssen-Bornemisza wird im Zusammenhang mit den Mossack-Fonseca-Firmen genannt. Durch ihren Anwalt ließen sie den Besitz einer Offshore-Firma bestätigen, versicherten aber, dass "der spanische Fiskus darüber informiert sei", wie die spanische Nachrichtenagentur EFE schreibt. Auch der Name der Nichte von Pablo Picasso, Marina Ruíz Picasso, ist im Zusammenhang mit Offshore-Firmen dort zu finden. Und das griechische, bereits verstorbene Reeder-Paar Basil und Elise Goulandris, das zu Lebzeiten eine museale Sammlung aufgebaut hat, ist ebenfalls dort vermerkt. Zur Zeit tobt ein Streit um das Erbe, von dem wichtige Werke unrechtmäßig verkauft worden sein sollen.