WHO warnt vor Corona-Krisen wie in Indien
8. Mai 2021"Dieses Virus hat eine enorme Bewegungsenergie", sagte Mike Ryan, Nothilfekoordinator der Weltgesundheitsorganisation (WHO) in Genf. "Es hat massive Infektionskraft, und wir müssen die Ausbreitung verlangsamen." In manchen Ländern entwickele sich die Lage schon ähnlich wie in Indien, sagte Ryan, ohne Namen zu nennen. WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus nannte später die angespannte Lage in Brasilien und Nepal. Weitere Länder könnten bald in eine ähnliche Notlage kommen.
Noch seien die Impfungen allein nicht die ausreichende Antwort, sagte Ryan mit Verweis auf die viel zu kleine Produktion und die ungleiche Verteilung der Impfstoffe in der Welt. Nach Angaben der WHO wurden weltweit 1,2 Milliarden Impfdosen verabreicht, aber mehr als 80 Prozent davon gingen an Menschen in reichen Ländern. Nur ein Bruchteil, fünf Millionen, ging demnach in die ärmsten Länder.
Kein Akt der Nächstenliebe
Tedros appellierte an die reichen Industriesstaaten, mehr Impfdosen zu spenden. Das sei kein Akt der Nächstenliebe, sondern im Interesse der reichen Länder, weil sich sonst anderswo Varianten entwickeln können, die global neue Infektionswellen auslösen können. Bis es genügend Impfstoff gebe, müssten Länder das tun, was sich bewährt habe, sagte Ryan. Er verwies auf Südafrika, das eine gefährliche Variante des Virus weitgehend unter Kontrolle gebracht habe. Der Kontakt zwischen Menschen auf engem Raum, ohne Handhygiene, ohne Masken und womöglich noch in schlecht gelüfteten Räumen müsse reduziert werden.
Virus greift weiter um sich
Indien hat den dritten Tag in Folge mehr als 400.000 Corona-Neuinfektionen und mit 4187 Todesfällen in Verbindung mit dem Virus so viele wie noch nie gemeldet. Die Zahl der bestätigten Ansteckungen stieg auf 21,9 Millionen, wie das Gesundheitsministerium am Samstag mitteilte. Weltweit ist das der zweithöchste Wert nach den USA. Erst am Freitag war mit mehr als 414.000 Neuinfektionen ein Höchstwert verzeichnet worden. Zudem zählen die Behörden nun fast 240.000 Menschen, die an oder mit dem Virus gestorben sind.
bri/haz (dpa, rtr)