"Wetten, dass..?" - Game over!
Am Samstag fiel der letzte Vorhang für den Show-Dino im deutschen Fernsehen. Vier Moderatoren präsentierten in 33 Jahren unglaubliche Wetten und mutige Kandidaten gepaart mit internationalen Film- und Musik-Stars.
Der Erfinder
Der beliebte TV-Profi Frank Elstner soll in einer schlaflosen Nacht das Konzept für die Fernseh-Show entwickelt haben. Kandidaten reichen eine telegene Wette ein, Prominente übernehmen die Patenschaft und geben einen Tipp ab. Dazu gibt's Gespräche mit den Gästen und internationale Musik-Stars. Der öffentlich-rechtliche Sender ZDF startete das neue Format am 14. Februar 1981.
Besondere Wetten
Im Mai 1981 wettet der Schauspieler Karlheinz Böhm (links), dass nicht jeder dritte Zuschauer in Deutschland, Österreich und der Schweiz eine D-Mark zur Hilfe der hungernden Menschen in der Sahelzone spenden würde. Böhm verliert seine Wette - rund 1,2 Millionen D-Mark werden gespendet. Böhm freut sich, denn mit diesem Geld gründet er das Hilfsprojekt "Menschen für Menschen" in Äthiopien.
Besondere Gäste
Die Einschaltquoten erreichen im fünften Jahr die 20 Millionen-Marke. Frank Elstner talkt souverän mit den Stars - hier mit den italienischen Schauspielern Bud Spencer (links) und Terence Hill (rechts) im Jahr 1983. Elstner käme nie auf die Idee, seine TV-unerfahrenen Wettkanditen vorzuführen. Auf dem Höhepunkt des Erfolgs macht Elstner allerdings Schluss. Wer kann die Show übernehmen?
Der Nachfolger
Elstner stellt in seiner letzten Sendung Thomas Gottschalk als Nachfolger vor. Der Franke präsentiert "Wetten, dass..?" zum ersten Mal im September 1987. Bis dahin moderierte Gottschalk die mit Preisen ausgezeichnete ZDF-Show "Na sowas!" und gilt beim Publikum als würdiger Elstner-Nachfolger. Der damals schon sehr beliebte Moderator wird die Show bis 1992 übernehmen. Einiges soll anders werden.
Auffallende Outfits
Gottschalks Frau Thea kümmert sich um die Kleidung ihres Gatten. Sie liebt das Extravagante. Und Thomas Gottschalk überrascht in jeder Sendung mit einem neuen ausgefallenen Outfit. Ob im Schottenrock oder Dandy-Look - die Zuschauer freuen sich immer auf "ihren" Thommy. Das ist nicht das Einzige, was nun anders ist. Im Vergleich zum seriösen Elstner liebt der Neue das Schrille und Spektakuläre.
Zeigen, was man hat
Manche Gäste wollen nicht im Modeschatten des Moderators stehen. Im Oktober 1987 sorgt Sängerin Cher in einem durchsichtigen "Etwas" für Aufregung. Sex-Symbol Brigitte Nielsen geizt auf der Couch ebenfalls nicht mit ihren Reizen. Und 15 Jahre später zeigt sich Pop-Sternchen Sarah Connor ebenfalls sehr transparent. Bei ihr denken die Zuschauer, sie hätte ein "zentrales" Kleidungsstück vergessen.
Skandale sind gut…
...denkt 1988 Bernd Fritz, der damalige Chefredakteur des Satire-Magazins "Titanic", und tritt als Kandidat Rautenberg auf, der am Geschmack die Farbe von Buntstiften erkennen kann. Es gelingt. Daraufhin outet er sich und sagt, er habe unter der zugeklebten Skibrille durchgeschaut. Das Publikum pfeift und Sportsmann Gottschalk gratuliert später der "Titianic"-Redaktion zum gelungenen Coup.
Zu große Fußstapfen
Auf dem Höhepunkt seiner Popularität wechselt Thomas Gottschalk 1992 zum Privatsender RTL. Ein geeigneter Nachfolger muss gefunden werden. Das ZDF entscheidet sich für den Berliner Wolfgang Lippert. Die Folge: Weniger Zuschauer schalten ein und in den Medien wird "Lippi" dafür verantwortlich gemacht. Der Sender trennt sich von ihm und holt Gottschalk zurück zum Show-Flaggschiff.
Glanz und Glamour…
...kehren mit Gottschalk zurück zu "Wetten, dass..?". Zu ihm kommen die ganz großen Stars. Im Laufe der nächsten Jahre vermittelt sich zunehmend der Eindruck, es gäbe nur noch selten wirklich neue und spektakuläre Wetten. Deshalb setzt das ZDF immer mehr auf Mega-Stars. Den "King of Pop" Michael Jackson begrüßt Thomas Gottschalk im November 1995 und drückt dem Unnahbaren sogar die Hand.
Neues Niveau
1999 talkt Gottschalk mit Eiskunstlauf-Legende Kati Witt auf dem Sofa. Inhalt: Katis Fotos in der letzten Dezember-Ausgabe des deutschen "Playboy" - der ja bekanntlich kein Fachmagazin für Eissport ist. Manche fragen sich, ob "Wetten, dass..?" auf diesem Niveau weitermachen soll.
Den Quoten zuliebe…
…sendet das ZDF jährlich ein spektakuläres Sommer-Special von Mallorca. Und weil es Wetten mit auf Gläsern stehenden LKWs und sich verbiegenden Menschen, die unglaubliche Gedächtnisleistungen erbringen, schon mal gab, freuen sich die Zuschauer über Kandidaten, die beispielsweise schneller Wasser schlürfen können als ein Hund.
Verlorene Wetten
In der 175. Ausgabe von "Wetten, dass..?" in Erfurt am 23. März 2008 verlieren die beiden Söhne von Schauspieler Uwe Ochsenknecht ihre Wette und springen zur großen Freude der Zuschauer in einen Kübel mit Eiswasser. Doch die Einschaltquoten bleiben im Keller. Frank Elstner hatte in den ersten Jahren mehr als doppelt so viele Zuschauer.
Ein schwarzer Tag
Nach einigen gelungenen Versuchen, mit Sprungfedern an den Füßen über fahrende Autos zu springen, stürzt der junge Wettkandidat Samuel Koch am 4. Dezember 2010 schwer und ist seitdem gelähmt. Der erste und bisher einzige schwere Unfall in der Show ist mit ein Grund für Gottschalks Entscheidung, nach 24 Jahren aufzuhören. Am 3. Dezember 2011 moderiert er seine letzte Show.
"The show must go on"
Die älteste Samstagabend-Show im deutschen TV soll weitergehen. Ein neuer Moderator wird gesucht. Das ZDF klopft bei potentiellen Kandidaten an - fast alle lehnen dankend ab. Nur Markus Lanz, der sich erfolgreich durch das ZDF gekocht und getalkt hat, sagt "ja". Er gibt alles: Interviews, physische Höchstleistung, Autogramme. Alles umsonst...
Schluss, aus, vorbei
Auf der legendären Couch gibt sich die deutsche Prominenz am Samstag (13.12.) zum letzten Mal ein Stelldichein. Der Komiker Otto Waalkes und Til Schweiger sind da, Fanta 4, Kati Witt, Schlagerkönigin Helene Fischer - und aus den USA Ben Stiller. Dazu ein paar harmlose Wetten. Alles wie gehabt. Am Schluss verlässt Markus Lanz die Bühne mit Tränen in den Augen. 33 Jahre Showgeschichte gehen zu Ende.