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Wetten auf den Krieg

Rafael Heiling30. März 2003

Saddam Husseins Tage an der Macht sind gezählt – wetten? Zynisch und makaber, mag sein. Doch im Internet schließen Menschen tatsächlich Wetten darüber ab, wie der Irak-Krieg ausgeht. Sie riskieren dafür sogar viel Geld.

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Von einem Sturz Saddam Husseins wollen Wettfreunde profitierenBild: AP

Die Online-Wett-Seiten geben Anhaltspunkte, wie die Internet-Gemeinde über den Irak-Konflikt denkt – und welche Meinung mit den veröffentlichen Nachrichten über den Krieg erzeugt wird. Bei www.tradesports.com oder www.betonsports.com kann man zum Beispiel darauf wetten, wie lange Saddam Hussein an der Macht bleibt. Bei "Tradesports" standen am 29. März die Quoten schlecht, dass der Diktator bis Ende des Monats "nicht mehr Präsident/Führer des Irak" ist; und auch für April rechneten die meisten nicht damit.

Geringe Chancen für Saddam als Sänger

Bei "Bet on sports" sind die Wetten noch seltsamer – dort kann man Geld darauf setzen, wie es nach dem 30. Juni 2003 um Saddam steht. Die Chancen, dass er im Amt bleibt anstatt umgebracht zu werden, werden etwa auf 1:7 geschätzt. Sensationelle Gewinne hätte man, wenn Saddam "bei den Backstreet Boys mitmacht und mit Elton John auf Tournee geht". Oder wenn "gewalttätige Aliens auf die Erde kommen und ihn als Bürger des Planeten Zerg gefangen nehmen". Da gilt der Tod des Diktators dann doch als hundert Mal wahrscheinlicher.

Bushs Sieg bringt 100 Dollar

Mögen solche Wetten auch verrückt anmuten: Zumindest bei "Tradesports" wird alle paar Minuten ein neuer Wett-Kontrakt geschlossen, und es geht nicht einmal um wenig Geld. Das System funktioniert über Wett-Papiere mit einem bestimmten Termin – etwa dem 30. April. Ist der Diktator an diesem Tag nicht mehr im Amt, erhält der Besitzer pro Papier 100 Dollar vom Wettbüro. Ansonsten bekommt er nichts. Wichtig ist aber, zu welchem Kurs die Spieler diese Papiere untereinander handeln - denn der zeigt, für wie wahrscheinlich die Menschen einen Sturz Saddams bis 30. April (oder eben einem anderen Termin) halten.

Die auf Ende März festgelegten Papiere gewannen mit Ausbruch des Krieges gewaltig an Wert (von rund 18 auf 88 US-Dollar pro Stück), am 29. März waren sie nur noch zwei Dollar wert. Jemand, der also an diesem Tag 100 solcher Papiere gekauft hätte, würde bei einer Niederlage Saddam Husseins, abzüglich des Einsatzes, 9800 Dollar Gewinn machen.

Börse ist auch eine Kriegswette

Britische Wissenschaftler und der Vorstandschef von "Tradesports", John Delaney, halten dieses Barometer für aussagekräftiger als Umfragen – denn bei Geldanlagen würden die Menschen sorgfältiger nachdenken. Delaney selbst hält diese Art Wetten keineswegs für zynisch: "Ich könnte ja etwas Ähnliches machen, wenn ich Kontrakte auf Öl, Gold und Rüstungsaktien kaufen würde. Im Prinzip wird an der Börse ja auch täglich auf den Irak-Konflikt gewettet."