Wer wird Weltfußballer des Jahres?
12. Januar 2015Alle wollen Neuer: Angesichts der prominenten Fürsprecher kann eigentlich nur der deutsche Nationaltorwart von Bayern München zum Weltfußballer des Jahres 2014 gekürt werden. Im Gegensatz zu Bundestrainer Joachim Löw, der in der Konkurrenz "Welttrainer des Jahres" ebenfalls zur Wahl steht und so gut wie sicher zum Weltbesten seiner Zunft ernannt wird. Manuel Neuer muss bei der feierlichen Gala des Weltverbandes FIFA dagegen bis zum Schluss zittern.
Denn die Lobgesänge der Fußball-Granden - ob Diego Maradona, Michel Platini, Ottmar Hitzfeld oder die gesammelten Weltmeister - sie alle kommen viel zu spät. Die Wahl der Kapitäne, Nationaltrainer und stimmberechtigten Journalisten aus den 209 Mitgliedsländer der FIFA ist bereits seit Ende November gelaufen, der Umschlag mit dem Gewinner liegt gut versteckt in einem Tresor tief im Keller des FIFA-Hauptquartiers. Vorgelesen werden könnte im Kongresshaus der Schweizer Metropole ebenso gut der Name von Cristiano Ronaldo oder Lionel Messi. Schon wieder. Schließlich haben sich der Portugiese und der Argentinier die Titel der vergangenen sechs Jahre geteilt. Ronaldo gewann zweimal, Messi sogar viermal.
Löw: "Habe Neuer gewählt"
"Ich habe Manuel Neuer gewählt", sagte Löw der "Bild"-Zeitung. Der 28-Jährige habe "in den letzten Jahren das Torhüterspiel geprägt wie niemand vor ihm", meinte der Bundestrainer: "Bei der WM hat der der ganzen Welt gezeigt, welche außergewöhnlichen Qualitäten er hat. Alles andere als seine Wahl würde mich enttäuschen." Enttäuscht wäre selbst der frühere argentinische Weltstar Maradona, der überraschend nicht zu seinem Landsmann und Ziehsohn Messi hält. "Nicht Messi und auch nicht Ronaldo, sondern Neuer verdient den Ballon d'Or am meisten", sagte der inzwischen 54-Jährige, und auch UEFA-Präsident Platini wünscht sich im Jahr des Triumphs der Nationalmannschaft in Rio des Janeiro einen "deutschen Weltfußballer". Wählen durften aber beide nicht.
Hitzfeld: " Respekt, Fairness und Loyalität"
Dafür stimmten unter anderen die Kapitäne und Trainer aus Mauretanien, Bangladesch und Montserrat ab - da müssen nicht unbedingt Neuers Weltklasse-Leistungen auf dem Weg zum WM-Titel in Brasilien gezählt haben. Sondern eher die Markenbotschaft der beiden Superstars von Real Madrid (Ronaldo) und dem FC Barcelona (Messi).
"Es sind viele sportliche Kriterien. Natürlich zählen auch Titel. Hat man die Champions League gewonnen? Hat man vielleicht die Weltmeisterschaft gewonnen? Ist man nationaler Meister geworden, hat das Double geholt?", sagte der frühere Meister-Trainer Hitzfeld: "Neben den sportlichen Errungenschaften müsste auch das Auftreten auf und neben dem Platz wichtig sein. Also Respekt, Fairness und Loyalität." Das alles spricht für Neuer, "der bei der WM fast besser als Weltklasse war", so Hitzfeld.
Der Bayern-Keeper aber bleibt bescheiden. "Sagen wir so: Favorit bin ich sicher nicht", sagte er der "Süddeutschen Zeitung": "Die anderen beiden sind weltweite Marken, die haben da sicher Vorteile." Ein Torwart ist zudem noch nie Weltfußballer geworden. Auch "Titan" Oliver Kahn schaffte es nach der trotz seines Patzers im Endspiel überragenden WM 2002 nur auf Platz zwei der damals noch etwas anders durchgeführten Wahl.
Chancen für Löw und Keßler
Siegessicherer kann sich Löw sein, der neben Carlo Ancelotti von Champions-League-Sieger Real Madrid und Diego Simeone vom spanischen Meister Atletico Madrid unter den Top-3 steht. "Mir persönlich wäre es wichtiger, wenn Neuer zum Weltfußballer des Jahres gekürt würde. Das hat für mich einen höheren Stellenwert", sagte Löw. Seinen Beitrag hat er geleistet.
Bei den Frauen ist mit Nadine Keßler vom VfL Wolfsburg auch eine deutsche Spielerin unter den Nominierten. Sie wurde im Sommer bereits zu Europas Fußballerin des Jahres gewählt und geht gegen die Brasilianerin Marta und Abby Wambach aus den USA ins Rennen.
asz/jw (sid, dpa)