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Wer ist US-Finanzministerin Janet Yellen?

26. Januar 2021

Ökonomin Janet Yellen genießt bei Demokraten und Republikanern Respekt - eine gute Grundlage für ihre gewaltige Aufgabe, der US-Wirtschaft aus der Krise zu helfen. Nun ist ihre Nominierung vom US-Senat bestätigt worden.

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USA Fed-Stellungnahme beschert Dow Jones Rekordhoch | Janet Yellen
Bild: Reuters/A. P. Bernstein

Nun ist sie die mächtigste Ökonomin der Welt. Sie war die erste Frau an der Spitze der US-Notenbank Federal Reserve (Fed). Und nach der Zustimmung des US-Senats ist Janet Yellen die erste Frau in der 231-jährigen Geschichte des Finanzministeriums, die die Behörde leitet.

Dass Yellen auch schon oberste Wirtschaftsberaterin des Weißen Hauses war, macht noch deutlicher, dass sie in einer eigenen Liga spielt. Sie ist nicht nur die erste Frau, sondern der erste Mensch überhaupt, der die drei Top-Ämter der US-Wirtschaftspolitik innehatte.

Joe Biden nannte die 74-jährige "eine der wichtigsten wirtschaftlichen Denkerinnen unserer Zeit", als er ihre Nominierung zur Finanzministerin bekannt gab. "Niemand ist besser darauf vorbereitet, mit Krisen umzugehen", fügte er hinzu. Man kann das kaum besser zusammenfassen.

Wer ist Janet Yellen?

Nach einer Dissertation in Wirtschaftswissenschaften lehrte und forschte Yellen zunächst in Harvard, an der London School of Economics und der University of California in Berkeley. 1994 wurde sie in das Führungsgremium der US-Zentralbank berufen. Drei Jahre später ernannte sie US-Präsident Bill Clinton zu seiner obersten Wirtschaftsberaterin.

Von 2004 bis 2010 leitete Yellen dann die Federal Reserve Bank of San Francisco, einen der regionalen Ableger im US-Zentralbanksystem, bevor sie erst Vize und ab 2014 schließlich Präsidentin der Notenbank wurde. Anfang 2018 musste sie den Posten räumen, weil US-Präsident Donald Trump ihr eine zweite Amtszeit verweigerte.

Yellens Zeit an der Spitze der Fed war zunächst von den Nachwirkungen der globalen Finanzkrise ab 2008 geprägt. Mit ihrer Geldpolitik trug sie dazu bei, die Rezession zu beenden und die längste Wachstumsphase in der US-Geschichte einzuläuten - die durch die Corona-Pandemie dann abrupt beendet wurde.

Dass Yellen laut einem Bericht der der New York Times seit ihrem Rückzug von der Fed-Spitze mehr als sieben Millionen Dollar an Vortragshonoraren kassierte, hat in den USA für heftige Diskussionen gesorgt. Das Geld kam vor allem von Großkonzernen und Wall Street Banken, was Fragen nach ihrer Unabhängigkeit und dem Einfluss von Interessenvertretern aufwirft.

Wofür steht Yellen?

Auf der Pressekonferenz zu ihrer Nominierung sagte Yellen, sie sei Ökonomin geworden, weil sie sich wegen der "negativen Auswirkungen von Arbeitslosigkeit auf Menschen, Familien und Kommunen" sorge.

Yellen sei nicht nur "strahlend intelligent und kenntnisreich", sagt Darrell Duffie, Wirtschaftsprofessor an der Stanford University in Kalifornien. Sie sei auch "leidenschaftlich, wenn es um die richtige Umsetzung politischer Entscheidungen geht, und sie hat Mitgefühl, besonders für Menschen, denen es wirtschaftlich nicht gut geht", so Duffie zur DW.

Der Unterschied ist groß zu Steven Mnuchin, Yellens forsch auftretendem Amtsvorgänger. Der war, bevor ihn Trump in sein Kabinett holte, als Investmentbanker für Goldman Sachs tätig und gründete mehrere Hedgefonds.

Washington White House PK Steven Mnuchin Finanzminister
Steven Mnuchin (l.), Yellens Amtsvorgänger als Finanzminister Bild: picture-alliance/CNP/S. Reynolds

Yellen sei "eine herausragende, ausgezeichnete Ökonomin, die in Fachkreisen sehr anerkannt ist", so Stuart Greenbaum, ehemaliger Dekan der Olin School of Business an der Washington University in St. Louis, zur DW. "Sie war immer eine moderate Stimme im Lager der Linken."

Greenbaum glaubt, dass es im Finanzministerium unter Yellen statt protektionistischer Politik nun wieder mehr Raum für Zwischentöne geben wird. "Yellen wird versuchen, eine Politik zu formulieren und zu bewerben, die die Schaffung von Arbeitsplätzen und eine gerechtere Einkommensverteilung zum Ziel hat."

Was macht eine Finanzministerin?

Im Gegensatz zu den meisten Ämtern, die Yellen bisher innehatte, ist die Arbeit als Finanzministerin schnell und praxisorientiert. Wirtschaftliche Theorien treten dabei oft in den Hintergrund.

Als Notenbank-Chefin war sie für die Geldpolitik verantwortlich. Unabhängig von der Politik konnte sie mittels Leitzinsen und Anleihekäufen die Konjunktur beeinflussen, oberste Ziele waren die Stabilität des Geldes und eine möglichst hohe Beschäftigung. Diese Tätigkeit ist normalerweise von langsamen, aber stetigen Abläufen geprägt.

Als Finanzministerin wird Yellen nun für die Fiskalpolitik zuständig sein, also Steuern und Staatsausgaben. Sie ist damit Teil des Kabinetts von Präsident Biden und in einer sehr politischen Rolle. Gleich mit dem Amtsantritt muss sie Position beziehen in Debatten über politische Entscheidungen, die schnelle Antworten erfordern.

Und sie wird sich mit Überbleibseln der Trump-Administration auseinandersetzen müssen - darunter Handelskriege, Strafzölle und die geplanten Verbote chinesischer Firmen wie TikTok und Huawei. Andere knifflige Themen sind die Verschärfung der Iran-Sanktionen und die Fertigstellung der umstrittenen Gaspipeline Nord Stream 2 zwischen Russland und Deutschland.

"Das Finanzministerium spielt eine wichtige Rolle bei der Ausgestaltung der globalen Wirtschaftsbeziehungen der USA", sagt Standford-Ökonom Duffie. Selbst in normalen Zeiten ist das ein diplomatischer und wirtschaftlicher Drahtseilakt. Derzeit aber sind die Zeiten alles andere als normal.

Yellens größte Herausforderungen

Yellens größte Herausforderung ist der Zustand der US-Wirtschaft, die wegen Corona am Boden liegt. Yellen selbst nannte die Pandemie und ihre Folgen "eine amerikanische Tragödie".

Bei ihrer Anhörung vor dem Finanzausschuss des Senats am Dienstag (19.02.2021) sagte Yellen, es müsse so bald wie möglich ein neues großes Hilfspaket geben. "Wenn wir jetzt nicht handeln, riskieren wir, dass sich die Rezession noch länger hinzieht, noch schmerzhafter wird und die Wirtschaft langfristig beschädigt", sagte Yellen. Sie betonte zudem, dass schwache Kommunen und Familien besondere Unterstützung bräuchten. "Es geht jetzt um Hilfen, damit Familien ein Dach über dem Kopf behalten können und etwas zu essen haben - und nicht um Steuererhöhungen."

"Als Finanzministerin muss Yellen das riesige Ungleichgewicht zwischen Einnahmen und Ausgaben der US-Regierung im Blick behalten", sagt Duffie. "Der Kampf gegen die Corona-Pandemie und den Klimawandel wird extrem teuer - und das zu einer Zeit, da die USA ohnehin schon tief verschuldet sind."

Obwohl im Dezember ein weiteres Hilfs- und Konjunkturpaket verabschiedet wurde, hat Joe Biden bereits einen neuen Billionen-Vorschlag gemacht. Das würde die Regierungsausgaben im Kampf gegen die Corona-Krise auf insgesamt 4,8 Billionen Dollar bringen, also 4800 Milliarden Dollar.

Dabei muss viel Neuland betreten werden - ein Ereignis dieser Größenordnung kommt schließlich nicht oft vor. Yellens Wissen und Erfahrung werden ihr dabei helfen. Aber sie braucht die Unterstützung von Politikern beider Lager, um parteiübergreifende Lösungen zu finden - schließlich will sie das Schrumpfen der Wirtschaft nicht nur abmildern, sondern die USA wieder auf den Wachstumspfad bringen.

Timothy Rooks, Deutsche Welle
Timothy Rooks ist Reporter und Redakteur in Berlin.