Wer gehört zur ägyptischen Opposition?
10. Februar 2011Mohammed el Baradei: Der frühere Chef der UN-Atomaufsichtsbehörde IAEA steht an der Spitze einer "Nationalen Koalition für den Wandel". Diesem Bündnis haben sich auch kleinere Gruppen angeschlossen. Der 68-jährige Jurist hat 2005 als IAEA-Chef den Friedensnobelpreis erhalten und steht für eine Übergangsregierung zur Verfügung - doch nur, wenn das Volk dies auch befürworte. Sein Rückhalt in der Bevölkerung ist allerdings schwach. El Baradei hat die vergangenen Monate überwiegend im Ausland verbracht. Genau das kritisieren viele Oppositionelle.
Die Muslimbruderschaft: Die konservative Bewegung wird von einem Kollektiv aus Gelehrten angeführt, von denen unter anderem der 66-jährige Mohammed Badie häufig als Sprecher auftritt. Sie wurde bereits 1928 als eine Reformbewegung gegründet und ist die heute größte und am besten organisierte Oppositionsgruppe in Ägypten. Die Regierung Mubarak hat die Bewegung zwar offiziell verboten, erlaubte ihr aber begrenzte Aktivitäten. Um Repressalien der Regierung zu vermeiden, hielt sich die Bruderschaft in der Öffentlichkeit mit politischen Forderungen weitestgehend zurück.
Kefaja: Kefaja bedeutet im Deutschen soviel wie "genug". Diese Bewegung wurde 2004 von Gewerkschaftschef George Ischak gegründet. Sie spricht insbesondere Geschäftsleute der Mittelklasse an und trat erstmals im Jahr 2005 bei Protesten gegen Mubaraks Herrschaft in Erscheinung.
Wafd-Partei: Aus dieser 1919 gebildeten, nationalistisch ausgerichteten Delegation wurde später eine Partei. Diese war nach der Unabhängigkeit Ägyptens 1922 die stärkste Kraft im neuen Parlament. 1952 wurde sie verboten, 1983 als neue Wafd-Partei wieder zugelassen. Sie gilt traditionell als Bastion der liberalen Demokraten im Land. Ihr wird jedoch vorgeworfen, in den vergangenen Jahren mit Mubaraks Regierung zusammengearbeitet zu haben.
Tagammu-Partei: Die linksgerichtete Partei spielt eine ähnliche Rolle wie die Wafd.
Bewegung 6. April: Sie gilt als Sammelbecken der aufständischen Jugend.
Autor: Nicole Scherschun (dpa, afp)
Redaktion: Klaudia Prevezanos / Kay-Alexander Scholz