Schmutziges Wasser
13. August 2009Beim Anflug auf die indonesische Hauptstadt Jakarta fällt sofort das weit verzeigte Wassernetz auf. Rund ein Dutzend Flüsse und tausende von Wasserkanälen durchziehen die Metropole, die deshalb auch von manchen als "Venedig Südostasiens" bezeichnet wird.
Leitungswasser: gesundheitsgefährdendTrotzdem ist trinkbares Wasser ein Luxusgut. Überhaupt ist Wasser für die 18 Millionen Menschen im Ballungsgebiet ein Grund zur täglichen Sorge. Ursache ist der unverantwortliche Umgang mit Abwässern jeder Art. So kommt das Leitungswasser aus den Bergen im Westen der Insel Java bereits ungenießbar in Jakarta an – denn Industrie, Landwirtschaft und Privathaushalte leiten ihre Abwässer meist ungefiltert in den offenen Wasserkanal.
Giftige Fluten
Besorgniserregend ist auch, dass die vielen Abfälle die Wasserwege der Stadt verstopfen. Wenn es regnet, steigt die stinkende, zähflüssige Brühe in den Kanälen und Flüssen an und droht, Straßen und Häuser zu überfluten. In der Regenzeit verteilt sich regelmäßig die dreckige Brühe in weiten Teilen Jakartas.
Mit den Fluten verteilen sich auch die Giftstoffe. Im März 2005, erzählt der Fischer Nelayan, haben sie selbst vor der Küste nur tote Fische gefangen. "Wir mussten unseren ganzen Fang zurück ins Meer schmeißen, weil die Fische geschwollen und aufgebläht waren – und sie stanken fürchterlich!" Die Umweltorganisation WALHI stellte fest, dass die Fische an Giftmüll aus der Hauptstadt gestorben waren.
Umweltschutz kann Dollars bringen
Die Umweltbehörde hinkt den Problemen bei Hochwasserschutz und Abwasserreinigung hinterher. Doch es gibt Lösungsansätze. Gaya Motor, einer der größten Autohersteller in Indonesien, hat die hohe Investition in eine Kläranlage nicht gescheut, um seine Abwässer umweltgerecht zu entsorgen.
Geschäftsführer Jacob Oeswadi gibt allerdings zu, dass es nicht allein die gesetzlichen Vorschriften waren, die seine Firma dazu bewegten: "Warum wir dieses Geld investiert haben? Wir bleiben im Geschäft." Das ist der Hauptgrund. “Ausländische Investoren wie BMW und Mercedes fordern nämlich die Einhaltung von Umweltschutzmaßnahmen. Damit wurde Umweltschutz auch Teil von Oeswadi's Unternehmensphilosophie. Und auch andere Betriebe haben erkannt, dass Umweltschutz ihr Image international aufpoliert.
Schwarze Zahlen mit grauem Wasser
Kosasih, dem Leiter der Umweltbehörde von Jakarta, ist das Motiv für den Umweltschutz egal. Hauptsache, es tut sich etwas. Er ist nicht allzu sehr daran interessiert, die einflussreichen und mächtigen Industriebetriebe für ihre Umweltsünden verantwortlich zu machen. Stattdessen konzentriert er sich lieber auf die Privathaushalte in Jakarta und führte extra für sie septische Tanks ein. Das ist so etwas wie ein kleines Klärwerk für den Hausgebrauch. Dadurch kann so genanntes schwarzes Wasser in graues Wasser verwandelt werden. Und dadurch der Wassermangel in Jakarta gelindert werden. Kosasihs Motto ist simpel: Umweltschutz fängt schließlich im Kleinen an.
Autoren: Nita Roshita und Tobias Grote-Beverborg
Redaktion: Peter Koppen