Weltschachtag: Warum ein uraltes Spiel fasziniert
Lange galt Schach als Randsportart für Nerds, dann löste die Netflix-Serie "Das Damengambit" einen Boom aus. Auch der Corona-Lockdown lockte viele ans virtuelle Brett. Jetzt ist der Hype abgeflacht, aber nicht vorbei.
Weltweiter Schachboom
Vor zwei Jahren erlebte das uralte Spiel, erfunden um circa 600 n. Chr., ein Revival - dank der Netflix-Serie "Das Damengambit" (2020) über Beth Harmon, die sich vom Waisenkind zu einer international erfolgreichen Schachspielerin entwickelt. Internet-Suchen nach Schachregeln explodierten, Versandhäuser meldeten Rekordverkäufe von Schachsets und Einsteigerlektüre.
Schach im Lockdown
Corona lockte weltweit weitere Menschen ans Schachbrett. Im Lockdown war das virtuelle Spiel eine willkommene Abwechslung. Und wer einmal der Faszination dieses Spiels verfallen ist, den lässt es so leicht nicht mehr los. Die meisten Leute spielen privat - sehr zum Bedauern des Deutschen Schachbundes, der gern mehr Mitglieder in den Vereinen sehen würde - vielleicht sogar einen künftigen Profi?
Der ewige Weltmeister
Einen wie Garri Kasparow? Beinahe zehn Jahre lang trug er den Titel des Schachweltmeisters, von 1985 bis 1993. Danach trennte er sich im Streit vom Weltschachbund FIDE. Offiziell beendete der aus der Sowjetunion stammende Spieler seine Karriere im Jahr 2005, nach wie vor an der Spitze der Weltrangliste. Auch an "Das Damengambit" wirkte er mit: Er konzipierte die Spiele und fungierte als Berater.
Viele Drehorte in Berlin
"Das Damengambit" wurde übrigens überwiegend in Kanada und Deutschland gedreht, obwohl die Serie weitgehend in den USA spielt. Vor allem Berlin diente als Drehort. So steht etwa das Waisenhaus, in dem Beth aufwächst und Schach lernt, nicht etwa in Kentucky, sondern am Rand der deutschen Hauptstadt. Auch im Friedrichstadt-Palast, im Bode-Museum und im Alten Stadthaus wurde gedreht.
Deutsches Hand-Double für Beth Harmon
In der deutschen Hauptstadt lebt auch das Hand-Double für Hauptdarstellerin Anya Taylor-Joy alias Beth Harmon. Die Schach-Großmeisterin Filiz Osmanodja (auf dem Foto ist sie 12 Jahre alt) sorgte bei Nahaufnahmen der Hände für authentische Bewegungen der Figuren auf dem Brett. An die 18 Schachpartien musste sie dafür auswendig lernen. Die Rolle bekam die 24-Jährige über einen Aufruf bei Facebook.
Schachnachhilfe
Ein Hand-Double war auch dringend nötig, denn die meisten Darsteller konnten vor Beginn der Dreharbeiten kein Schach spielen. Hauptdarstellerin Anya Taylor-Joy sei jedoch während der Produktion zum echten Schach-Fan geworden - wohl auch, weil sie das Spiel von einem der besten Schachspieler aller Zeiten gelernt hat.
Romanvorlage auf Bestsellerliste
Wer vom Schach noch nicht genug hat, kann auch zum Roman greifen, auf dem die Serie basiert. Das Werk des US-Schriftstellers Walter Tevis schaffte es 37 Jahre nach seiner Veröffentlichung auf die Bestsellerliste der New York Times und liegt nun wieder in Neuausgaben vor. Tevis selbst konnte dies nicht miterleben. Er starb 1984, ein Jahr nach der Veröffentlichung von "Das Damengambit", an Krebs.
Heath Ledger plante Verfilmung
Auch er war ein Schach-Fan: Hollywood-Schauspieler Heath Ledger. Lange bevor Netflix "Das Damengambit" für sich entdeckte, plante er die Verfilmung des Buches. Es wäre das Regiedebüt des australischen Schauspielers gewesen. Für die Rolle der Beth Harmon hatte er Elliot Page vorgesehen. Bevor das Projekt realisiert werden konnte, verstarb Ledger 2008.
Schachlegende als Vorbild?
Benny Watts - Konkurrent, Lehrer, Affäre - und Beths Aufstieg erinnern an US-Wunderkind Bobby Fischer. Der schlug 1972 im "Match des Jahrhunderts" den Russen Boris Spasski. Damit brach er die sowjetische Dominanz im Schach. Das Duell zog damals weltweit Menschen in seinen Bann, so wie heute wieder - über 63 Millionen Zuschauer schauten allein im ersten Jahr "Das Damengambit" auf Netflix.
Damengambit: Eine der ältesten Schach-Eröffnungen
Der Titel von Roman und Serie basiert übrigens auf der gleichnamigen Schach-Eröffnung "Damengambit". Dabei handelt es sich um eine der ältesten nachgewiesenen Zug-Kombinationen, die bereits Ende des 15. Jahrhunderts erwähnt und bis heute von Schachspielern auf der ganzen Welt gespielt wird - ganz sicher auch am Weltschachtag. Diese Galerie aus dem Jahr 2020 wurde aktualisiert.