Weltliche Themen beim Katholikentag
21. Juni 2004Sowohl der Mainzer Bischof Kardinal Karl Lehmann als auch Hans Joachim Meyer, Präsident des veranstaltenden Zentralkomitees der Deutschen Katholiken, ZdK,
zogen ein durchweg positives Fazit des Laientreffens. "Deutsche Katholikentage sind und bleiben Orte des öffentlichen Dialogs. Und unsere großen Themenfelder sind das Engagement katholischer Laien in und für die deutsche Gesellschaft und ihre Mitverantwortung für das Leben ihrer Kirche", sagte Meyer.
Gesellschaftspolitik
Dies spiegelte sich wieder in einem weiten Feld, das alle zurzeit relevanten gesellschaftspolitischen Themen zur Sprache brachte: den Lebensschutz ebenso wie die Bioethik-Diskussion, die Zukunft der sozialen Sicherung, die Befindlichkeit von Familien, Jugendlichen, alten Menschen und ausländischen Mitbürgern. Gleichwohl sehen die Laien auch eine Verantwortung jenseits der deutschen Grenzen, wenn es um Entwicklungszusammenarbeit, Schuldenerlass der ärmsten Länder oder um Menschenrechte geht.
Nirgendwo in Deutschland wird eine solche Themenvielfalt so komprimiert präsentiert und diskutiert wie auf Katholikentagen und evangelischen Kirchentagen. Das gilt auch für innerkirchliche Themen und den interreligiösen Dialog. Das eine große, die Schlagzeilen beherrschende Thema, gab es in Ulm nicht. Aber die 800 Veranstaltungen zeigten Kontinuität und Hartnäckigkeit bei den wichtigen Fragen.
Konservative Kritik
Dass besonders im konservativen Dickicht katholischer Vielfalt hin und wieder der eine oder andere Heckenschütze auf der Lauer liegt, zeigte sich am Samstag (19.6.). Der Bamberger Bischof Ludwig Schick kritisierte nach einem Besuch des Treffens, die Kirche stelle sich dar als "Debattierklub über alles und jedes". Den berufsmäßigen
Kirchenkritikern werde die größte Aufmerksamkeit geschenkt. Der Katholikentag trage mehr zur Orientierungslosigkeit bei, als dass er "Durchblick" auf Jesus Christus gebe.
Diese Kritik wollte der Episkopats-Vorsitzende angesichts zahlreicher Gottesdienste, Bibelarbeiten und spiritueller Impulse nicht hinnehmen. Von "Orientierungslosigkeit" könne "absolut keine Rede sein", sagte Karl Lehmann. Und ZdK-Präsident Meyer stellte klar: "Wir können den Herausforderungen und den Themen der gesellschaftlichen Debatte nicht ausweichen und wollen dies auch gar nicht." Und er könne darin keinen Gegensatz zur Hinwendung zu Jesus Christus erkennen.
In jedem Fall war das Ulmer Treffen der ökumenischste Katholikentag in seiner 156-jährigen Geschichte. Jeder zehnte Teilnehmer war evangelisch und auch thematisch wurde der angestrebten Einheit der Kirchen ein angemessener Platz eingeräumt. Dem Schlussgottesdienst folgte erstmals eine ökumenische Segensfeier, mit mehreren evangelischen Bischöfen.