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Politik

Weltdrogenbericht: Cannabis und Heroin boomen

26. Juni 2018

HIV oder Hepatitis C: Zehn Millionen Menschen weltweit leiden an Gesundheitsschäden durch Drogenkonsum. Mit der Nachfrage steigt auch das Angebot. Der Drogenhandel boomt wie nie zuvor. Die UN sind alarmiert.

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Symbolbild Drogenfund Kokain (Foto: Getty Images/AFP/O. Sierra)
Drogenfahnder in Kolumbien stellten 2017 tonnenweise Kokain sicher Bild: Getty Images/AFP/O. Sierra

"Es ist das Jahr der Rekorde", sagte die UN-Drogenexpertin Angela Me bei der Vorstellung des Weltdrogenberichts 2018 der Vereinten Nationen (UN) in Wien. Die jüngsten Zahlen belegen: Der Drogenkonsum hat weltweit ein Ausmaß angenommen wie nie zuvor. Rund 275 Millionen Männer und Frauen haben demnach im Jahr 2016 mindestens einmal illegale Rauschmittel konsumiert. Im Vergleich zum Jahr davor sind das 25 Millionen oder rund zehn Prozent mehr Erstkonsumenten.

Drogenanbau boomt

Mit der steigenden Nachfrage ist auch das Angebot größer geworden. Mit geschätzten 1410 Tonnen erreichte etwa die weltweite Kokainherstellung einen Höchstwert. Hauptherkunftsland des Kokains ist Kolumbien. Besonders wachsende Absatzmärkte sind in Asien und Afrika; durch die beiden Kontinente führen laut Autorenteam zudem vermehrt Schmuggelrouten für das Rauschgift.

Einen neuen Rekord in Folge verzeichnet die Opiumerzeugung mit 10.500 Tonnen. Opium dient der Herstellung von Heroin. Das Zentrum des Opium-Anbaus weltweit bleibt Afghanistan. Opioide richten bei den Konsumenten zudem den größten Schaden an. 76 Prozent aller Drogentoten hängen mit dem Konsum der eigentlich verschreibungspflichtigen Medikamente zusammen. 

Afghanistan Drogen Opium Drogensucht Gesellschaft (Foto: Getty Images/AFP/N. Shirzada)
Afghanistan ist das Hauptanbaugebiet von Opium-PflanzenBild: Getty Images/AFP/N. Shirzada

"Die Ergebnisse des diesjährigen Weltdrogenberichts zeigen, dass die Drogenmärkte größer werden - mit Rekorden bei der Kokain- und der Opium-Produktion", sagt Jury Fedotow, Chef der UN-Abteilung für Drogen- und Verbrechensbekämpfung (UNODC). Der UNODC-Generaldirektor warnte vor großen Herausforderungen für Polizei und Gesundheitsbehörden: "Wir haben es mit verschiedenen Herausforderungen an verschiedenen Fronten zu tun." Seine Abteilung wolle mit den Ländern zusammenarbeiten, um Lösungen zu suchen.

Die weltweit am häufigsten konsumierte Droge bleibt Cannabis: 192 Millionen und damit 16 Prozent mehr Menschen als im Vorjahr griffen laut UN zu dem Rauschmittel. Der Cannabisanbau stieg weltweit sogar um 27 Prozent auf 4386 Tonnen. Besonders groß war der Anstieg in Nordamerika. Nach Angaben der Experten könne dies vor allem mit der Legalisierung der Droge und deren Anbau in vielen US-Bundesstaaten zusammenhängen.

Kanada 4/20 marijuana rally in Ottawa (Foto: Reuters/C. Wattie)
"4/20 Marihuana Smoke-In": Eine Marihuane-Wolke hüllt das Parlament beim jährlichen Joint-Treffen im kanadischen Ottawa ein (Archivbild)Bild: Reuters/C. Wattie

Insbesondere die Altersgruppe ab 40 Jahren greift vermehrt zu Drogen, stellten die UNODC-Experten fest. Dafür könnte nicht zuletzt die Babyboomer-Generation verantwortlich sein. In deren Jugend sei der Drogenkonsum höher als bei nachfolgenden Generationen gewesen. Die Autoren schließen daraus, dass sie vermutlich auch weiterhin verschiedene Rauschmittel konsumieren.

Mehr Cannabis in Deutschland

In Deutschland ist insbesondere ein starker Anstieg des Cannabiskonsums unter 45- bis 64-Jährigen zu verzeichnen. "In Deutschland ist es wichtig, dass Drogen- und Suchtpolitik den Stellenwert erhält, den dieses Thema verdient und nicht nur über 'Lifestyle-Projekte' wie die Legalisierung von Cannabis gesprochen wird", sagte die Drogenbeauftragte der Bundesregierung, Marlene Mortler (CSU), der Deutschen Presse-Agentur. "Wir sollten alles daran setzen, Menschen mit Suchtproblemen mit passenden Hilfsangeboten früher zu erreichen als bisher."

Laut der Weltgesundheitsorganisation WHO sterben jährlich 450.000 Menschen durch den Konsum von Drogen, 39 Prozent von ihnen sind über 50 Jahre alt. Die UN gehen davon aus, dass mehr als 60 Prozent der Drogentoten nicht an Überdosen, sondern an den indirekten Folgen sterben.

Rund 10,6 Millionen Menschen spritzen sich Rauschmittel und nehmen dabei durch das Wiederverwenden von Spritzen große Gesundheitsrisiken auf sich. Die Folge: Die Infektion mit Hepatitis C und HIV. Mehr als die Hälfte aus der Gruppe lebt mit Hepatitis C, ein Achtel ist HIV-infiziert. Zwischen den Geschlechtern stellten die UN große Unterschiede im Umgang mit Drogen fest. Frauen bevorzugen Opioide und Beruhigungsmittel, Männer nehmen häufiger Cannabis und Kokain. Frauen machen aber nur ein Drittel der Drogenkonsumenten aus.

sam/jj (dpa, epd)