Weiter viele Selbstanzeigen von Steuersündern
9. August 2015Insgesamt hätten sich von Januar bis Juni rund 10.500 Deutsche beim Finanzamt angezeigt, weil sie Schwarzgeld im Ausland gebunkert haben, berichtet die "Welt am Sonntag" unter Berufung auf eine Umfrage unter den Finanzministerien der 16 Bundesländer. Bis Ende des Jahres könnte die Zahl auf über 20.000 steigen.
"Das ist viel, und viel mehr, als zu erwarten war", sagte der Vorsitzende der Deutschen Steuer-Gewerkschaft, Thomas Eigenthaler, der Zeitung. Die Zahlen belegten, "wie groß das Problem mit Schwarzgeld im Ausland war und ist".
Der Grund für die unerwartet hohen Zahlen wird vorrangig darin gesehen, dass mehrere Bundesländer ein gutes Dutzend CD's mit Datensätzen von Steuersündern gekauft haben. Die meisten Selbstanzeigen gab es laut dem Bericht in den bevölkerungsreichen Bundesländern Nordrhein-Westfalen, Baden-Württemberg und Bayern.
Mildere Regeln für reuige Steuerbetrüger abgeschafft
Zu Beginn dieses Jahres verschärften Bund und Länder die Regeln für den Steuer-Ablasshandel mit dem Staat. Steuerbetrug bleibt nur noch bis zu einer hinterzogenen Summe von 25.000 Euro straffrei. Bei höheren Beträgen wird nur gegen Zahlung eines kräftigen Zuschlags von Strafverfolgung abgesehen. Für eine wirksame Selbstanzeige verlängert sich auch der Offenlegungszeitraum. Der geständige Steuerhinterzieher muss nun für zehn Jahre reinen Tisch machen.
Rekordjahr 2014
Im letzten Jahr vor der Verschärfung der Regeln verzeichneten die Finanzämter rund 40.000 Selbstanzeigen. Experten hatten für die Zeit nach dem Run auf die Finanzämter 2014 einen deutlichen Rückgang der Selbstanzeigen prognostiziert. Einige hatten sogar einen Rückgang auf nahe Null prophezeit.
Steuersünder könnten Banken anschwärzen
Nach den Steuersündern selbst könnten auch die Banken im Ausland, bei denen das Geld lag, weitere Probleme bekommen. "Wir werden erleben, dass Steuerhinterzieher, die aufgrund von Steuer-CD#s entdeckt wurden, ihre Banken anschwärzen werden", sagte Gewerkschaftschef Eigenthaler. "Das lässt sich schon jetzt beobachten."
qu/se (rtr, dpa, Welt am Sonntag)