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Weiter landunter am Ural-Fluss

14. April 2024

Eine Flut aus Regen- und Schmelzwasser schiebt sich weiter durch das Tal des Ural-Flusses in Russland. In Orenburg scheint der Scheitelpunkt erreicht. Andere Gebiete haben die Hauptwelle noch vor sich.

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Russland | Überflutete Uralskaya Straße in Orenburg (14.04.2024)
Überflutete Uralskaya Straße in OrenburgBild: Maksim Bogodvid/SNA/IMAGO

Ein wenig Hoffnung in Orenburg, 1200 Kilometer südöstlich von Russlands Hauptstadt Moskau: Der Wasserstand des Ural-Flusses sinkt. Am Samstag wurden in der Gebietshauptstadt über Stunden noch 11,87 Meter gemessen. Das sind fast 2,5 Meter über dem für Orenburg als kritisch definierten Pegelstand. Erst jetzt, am Sonntag, wurde in der teilweise überfluteten Halbmillionenstadt ein leichtes Absinken der Wassermassen um fünf Zentimeter beobachtet.

Regionalgouverneur Denis Pasler teilte am Samstagabend mit: "In Orenburg hat das Hochwasser seinen Höhepunkt erreicht." Die Situation sei aber weiter "komplex", so Pasler.

Russland | Gouverneur Denis Pasler (13.04.2024)
Gouverneur Pasler (am Samstag): "Situation weiter komplex"Bild: Sergey Niikiforov/SNA/IMAGO

Der Ural fließt durch das Stadtzentrum von Orenburg. Nicht nur die Uferpromenade, sondern auch Häuser und ganze Wohnblöcke stehen unter Wasser. Nach Angaben des Katastrophenschutzministeriums wurden in Orenburg und Umgebung mittlerweile mehr als 13.000 Menschen in Sicherheit gebracht. Mehr als 11.000 Häuser wurden demnach überschwemmt.

Der an der Evakuierungsaktion beteiligte Beamte Eldar Rachmetow sagte, in Orenburg habe die Zahl der überschwemmten Häuser seit Samstagmorgen weiter zugenommen "und weitere Gebiete werden evakuiert". Betroffene Menschen versuchten mit Schlauchbooten, ihre Haustiere und Habseligkeiten aus überfluteten Häusern zu retten.

Abfließende Fluten am Oberlauf

Weiter flussaufwärts sinken die Pegelstände des Ural. Aus mehr als 1500 Häusern und 1400 Gärten sei das Wasser abgelaufen, teilte die Regionalverwaltung mit. Die Stadt Orsk war vor zehn Tagen als erste von der Flut getroffen worden. Nach einem Dammbruch hatte der Ural weite Teile der Altstadt überflutet. Dort sinkt der Wasserstand inzwischen deutlich.

Anfang der Woche hatte es in Orsk Proteste wegen des Umgangs der Behörden mit der Hochwasserkatastrophe gegeben. Es gibt den Verdacht, dass Warnungen vor Schäden an Schutzdeichen missachtet wurden.

Anderorts bahnen sich weiter Wassermassen ihren Weg. Katastrophal ist die Lage so etwa in einigen russischen Gebieten weiter östlich, die auf der anderen Seite der Wasserscheide des Uralgebirges liegen. In der Region Kurgan steigt nach Behördenangaben der Pegelstand des Flusses Tobol weiterhin stark an. Mehr als 6000 Menschen mussten den Angaben zufolge bereits ihre Wohnungen und Häuser verlassen.

Regionalgouverneur Wadim Tschumkow rief die Bewohner besonders bedrohter Gebiete auf, sich vorsorglich in Sicherheit zu bringen. "Wasser ist trügerisch, und bei solchen Massen ist der Anstieg unvorhersehbar", warnte Tschumkow.

Die Schäden an den vollgelaufenen Häusern treffen Hunderttausende Russen. Ungeachtet der ernsten Lage wurde bislang kein Besuch von Staatschef Wladimir Putin in der Überschwemmungsregion angekündigt.

Evakuierungen auch in Kasachstan

Auslöser der Überschwemmungen sind massive Regenfälle und die Schneeschmelze bei frühlingshaften Temperaturen. Der Fluss Ural entspringt in dem gleichnamigen Gebirge, das die Grenze zwischen Europa und Asien bildet. Der über 2400 Kilometer lange Fluss fließt von Russland weiter nach Kasachstan. Auch dort stehen viele Dörfer unter Wasser. Und andere Flüsse wie der Ischim sind ebenfalls über die Ufer getreten.

Kasachstan | Überschwemmungen in Petropavl am Ischim (13.04.2024)
Überschwemmungen in Petropavl am Ischim (am Samstag)Bild: Turar Kazangapov/REUTERS

Die kasachischen Behörden brachten bislang 102.000 Menschen in Sicherheit. Das meldete Kasachstans Botschaft in Berlin unter Berufung auf die Zivilschutzbehörden in Astana. Fast die gleiche Zahl von Nutztieren sei an sichere Orte gebracht worden. Bisher seien knapp 1100 Tonnen humanitäre Hilfe in die betroffenen Regionen im Norden Kasachstans gebracht worden.

Angesichts der Notlage und der Hilfsmaßnahmen, für die die kasachische Regierung große finanzielle Mittel aufbringen muss, sagte Präsident Kassym-Schomart Tokajew das für Mitte Juni geplante Astana International Forum ab. Das Forum, bei dem Vertreter aus Politik und Wirtschaft aus aller Welt über aktuelle Themen diskutieren, solle aber im kommenden Jahr wieder zusammenkommen, ließ Tokajew verlauten.

AR/haz (dpa, afp)