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Wehmütiger Abschied von den Space Shuttles

21. Juli 2011

Das große Finale für die amerikanischen Space Shuttles ist gekommen: Mit ihrer Landung in Cape Canaveral an diesem Donnerstag hat die "Atlantis" endgültig die 30-jährige Ära der berühmten US-Raumfähren beendet.

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Logo der letzten Atlantis-Mission (Quelle: NASA)
Aus und vorbei: Das Logo der letzten Atlantis-MissionBild: NASA

Aus der Traum - das könnten die Gedanken zahlreicher Nachwuchs-Astronauten sein, nachdem die "Atlantis" nach ihrer letzten Mission zur Erde zurückgekehrt ist. An diesem Donnerstag (21.07.2011) ist das Space Shuttle auf dem Weltraumbahnhof von Cape Canaveral in Florida sicher gelandet.

Künftig werden die USA ihre Astronauten mit den wesentlich kleineren russischen Sojus-Kapseln zur Internationalen Raumstation ISS schicken. Neben dem Piloten und einem Kosmonauten steht darin nur ein Platz zum Anmieten zur Verfügung. "Natürlich ist das hart, wir haben unser Leben schließlich dem Ziel gewidmet, ins All zu fliegen", sagt US-Astronaut Steve Robinson, der vier Shuttle-Missionen hinter sich hat. "Wir sind Astronauten, damit verdienen wir unseren Lebensunterhalt."

Klamme Kassen

'Atlantis' im All (Foto: AP)
Ende einer Ära: Die 'Atlantis' bei ihrem letzten Einsatz im AllBild: AP

Doch in Zeiten klammer Kassen hat US-Präsident Barack Obama bei der Raumfahrt den Rotstift angesetzt und das teure Shuttle-Programm gestrichen. Seit dem Jungfernflug der "Columbia" am 12. April 1981 schickte die Raumfahrtbehörde NASA 135 Shuttle-Missionen ins All. Im Durchschnitt kostete jede Reise 450 Millionen Dollar. Obama strich auch das von seinem Vorgänger George W. Bush gestartete Constellation-Programm, das auf die traditionelle Kombination aus Trägerrakete und Raumkapsel setzte und bemannte Flüge zu entfernteren Zielen wie Mond oder gar Mars ermöglichen sollte. Das Projekt sollte bis zum Jahr 2020 97 Milliarden Dollar verschlingen.

Wehmütig, aber verständnisvoll, bewertet NASA-Astronautin Shannon Walker das Ende der Shuttle-Ära. "Es ist bedauerlich, aber ich weiß, dass es richtig ist", sagt sie. "Wenn wir andere Dinge tun wollen, brauchen wir ein anderes Raumschiff." Walker, die mit einer Sojus-Kapsel ins All flog, aber nie mit einem US-Shuttle, zieht historische Parallelen: Sie vergleicht die Lücke bis zum Start eines neuen Programms in vielleicht drei Jahren mit der Zeit nach dem Ende des Apollo-Programms.

Unerfüllte Erwartungen

US-Astronauten Armstrong und Aldrin auf dem Mond (Foto: AP)
Höhepunkt der 'Apollo'-Missionen: Die MondlandungBild: AP

Das Shuttle-Zeitalter folgte auf das Apollo-Programm, mit dem die USA 1969 den ersten Mensch auf den Mond gebracht hatten. Als US-Präsident Richard Nixon 1972 die Entwicklung eines wiederverwendbaren Raumfahrzeugs in Auftrag gab, war der Hauptgedanke, die Kosten für Reisen ins All deutlich zu senken. Außerdem hoffte die NASA, Missionen im Wochentakt vornehmen zu können. Doch beide Erwartungen konnte der Space Shuttle nicht erfüllen.

Dass das goldene Zeitalter der US-Raumfahrt vorbei ist, zeigen die Astronautenzahlen. Waren im Jahr 2000 noch 149 Astronauten bei der NASA angestellt, sind es heute nur noch 61. Die Astronauten bräuchten sich aber nach dem Ende der Space-Shuttle-Missionen nicht über mangelnde Arbeit sorgen, meint Scott Pace, Ex-Astronaut und Leiter des Instituts für Weltraumpolitik in Washington. Als Hauptaufgabe sieht er die Unterstützung der ISS-Mission. Es seien immer mindestens zwei US-Astronauten auf der ISS, während sich andere auf die Mission vorbereiten, davon erholen oder am Boden mitarbeiten. Aber auch die Arbeit an neuen Plänen wie kommerziellen Weltraumflügen zählt Pace zu den wichtigen Zukunftsausgaben.

Lebendiger Traum

ISS (Fotot: AP)
380 Kilometer über der Erde: Die Internationale RaumstationBild: AP

NASA-Chef Charles Bolden warb unlängst im zuständigen Ausschuss des US-Repräsentantenhauses für kommerzielle Raumflüge. "Wir geben die bemannte Raumfahrt nicht auf", sagte er. "Wir haben die große Aufgabe, den Betrieb der ISS mindestens in den kommenden neun Jahren aufrechtzuerhalten."

Astronautin Walker sorgt sich hauptsächlich um den Nachwuchs, der nun entmutigt nach anderen Berufen Ausschau halten könnte. "Wenn man in eine Schule geht und fragt, wer Astronaut werden will, gehen bisher alle Finger hoch", sagt sie. "Ich hoffe, die Kinder verstehen, dass es die Raumstation gibt und damit immer einen Ort. Der Traum, ins All zu fliegen, ist lebendig."

Autor: Jean-Louis Santini (afp)
Redaktion: Christian Walz