Wasser auf dem Mars
23. Februar 2005Bereits vor einem Jahr hatte die europäische Sonde "Mars Express" die entscheidenden Bilder aufgenommen, doch die Wissenschaftler warteten mit der Meldung, bis sie ganz sicher waren: Offensichtlich erstreckt sich ein Eismeer von der Größe der Nordsee auf der so genannten Elysium-Ebene nahe des Mars-Äquators.
Bisher hatten amerikanische Raumsonden nur Spuren dafür gefunden, dass es auf dem Planeten einst Wasser gegeben haben muss. Die Bilder vom "Mars Express" belegen zum ersten Mal, dass es dort noch immer existiert. Vor etwa fünf Millionen Jahren soll der gefrorene Ozean entstanden sein. Überdauert hat er die Zeit unter einer Schicht von Marsstaub und Lava. Ansonsten wäre das Nass in der dünnen Atmosphäre verdunstet.
Indizienbeweis
Auf den Bildern vom Mars ist ein knapp 40 Kilometer großer Ausschnitt zu sehen, aufgenommen aus der so genannten Position "Orbit 32". Darauf erkennbar: sandig erscheinende Platten. Unter ihnen soll das gefrorene Wasser lagern.
"Es ist ein Indizienbeweis", sagt Ralf Jaumann vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt in Berlin (DLR), das die Spezialkamera für den Raumflug entwickelt hat. "Der finale Beweis würde bedeuten: hinfliegen, graben, zurückfliegen. Aber nach der Auswertung der Bilder gibt es für uns keine andere Erklärung als die: Es ist Wasser."
Expedition zum Mars
Längst gibt es Überlegungen, den "finalen Beweis" anzutreten, sowohl die Amerikaner als auch die Europäer basteln an einer bemannten Marsexpedition. Die soll dann nicht nur, wie im vergangenen Jahr bereits geschehen, Marsbilder zur Erde funken, sondern Gesteinsproben zurückbringen. "Sample Return" – unter diesem Stichwort arbeiten Forscher fieberhaft an der Entwicklung der entsprechenden "Infrastruktur", wie Ralf Jaumann es formuliert.
Manche Pläne gehen noch weiter über den bemannten Marsflug hin zur Marsstation, in der dann Menschen längere Zeit leben sollen. "Grundsätzlich sind das keine Hirngespinste", sagt Ralf Jaumann, " Wasser würde die ganze Sache schon wesentlich einfacher machen. Aber zur Zeit ist das noch ferne Zukunftsmusik."
"Dinge, von denen wir noch nichts wissen"
Das Problem ist die Sonnenstrahlung. Bei einem Flug zum Mond ist der Astronaut durch das Magnetfeld der Erde vor Sonnengewittern geschützt, die mit Lichtgeschwindigkeit eine tödliche Strahlendosis produzieren. Im freien Raum wäre der Raumfahrer den Sonnenwinden schutzlos ausgeliefert.
Unklar ist auch, welche Auswirkungen ein für einen Marsflug nötiger langer Aufenthalt im Orbit auf den menschlichen Körper hat. Die veränderten Druckverhältnisse könnten möglicherweise bei den Astronauten Herz- und Immunschwächen bewirken.
Früher oder später ist eine Marsexpedition aber das Ziel der Raumforscher. Denn eine letzte Unsicherheit bleibt. "Vielleicht", so Ralf Jaumann, "gibt es da oben ja Dinge, von denen wir bisher noch gar nichts wissen."