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225.000 Tote und vier Billionen US-Dollar

3. Juli 2011

Nach einer Universitätsstudie haben die von den USA im Anschluss an 9/11 geführten Kriege in Afghanistan, Irak und Pakistan 225.000 Menschen das Leben gekostet. Die Kosten der Kriege lägen bei vier Billionen Dollar.

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Symbolbild Afghanistankrieg (Bild: US-Verteidigungsministerium)
Bild: Department of Defense by Spc. Tia P. Sokimson, U.S

Bislang gab es keine umfassende Berechnung der Kosten für die Kriege, die von den USA seit den Terroranschlägen des 11. Septembers 2001 geführt werden. Verfasst hat die Studie eine Gruppe von 20 Wirtschaftswissenschaftlern, Juristen und Politologen der Brown University in Providence (US-Bundesstaat Rhode Island). Sie versuchen erstmals eine umfassende Antwort auf die Frage zu geben, welche Kosten die Kriege in Irak, in Afghanistan und Pakistan verursachen. Danach sollen sich die Kriegskosten für die USA einschließlich der Zinszahlungen auf 3,2 bis 4 Billionen US-Dollar belaufen. Dabei haben die Verfasser der Studie allerdings auch langfristige Folgekosten wie die Zahlungen an US-Kriegsveteranen und medizinische Kosten zur Behandlung von Kriegsversehrten hinzugerechnet. "Die Kosten eines Krieges enden nicht, wenn die Kämpfe enden", sagt Projektleiterin Catherine Lutz zur Begründung dieses umfassenderen Ansatzes. Auch die jährlichen Kosten der Militärhilfe an Pakistan wurden in die Kalkulation mit aufgenommen.

Gewaltige Zinslast erhöht Kriegskosten

Wie stark das hochverschuldete Amerika allein an den aufgenommenen Kriegskrediten zu tragen hat, geht aus der Summe von 185 Milliarden US-Dollar hervor, die bislang an Zinsen angefallen sind. Bis zum Jahr 2020 könnte diese Summe noch auf eine Billion US-Dollar anwachsen, je nachdem, auf welchem Niveau das militärische Engagement am Hindukusch fortgeführt wird.

Für Catherine Lutz liegt der Gebrauchswert der mit Mitteln der Eisenhower-Stiftung geförderten Studie klar auf der Hand. Gegenüber der Deutschen Welle erklärte die Anthropologie-Professorin der Brown University: "Wir wollten die Öffentlichkeit mit zusätzlichen Informationen versorgen. Denn vor allem hier in den USA operieren die Teilnehmer der öffentlichen Debatte nicht immer mit den richtigen Zahlen. Sowohl was die budgetären und finanziellen Summen angeht, wie auch bei den Opferzahlen."

Die Toten einer Anti-Terror-Strategie

137.000 Zivilisten sollen im Irak und in Afghanistan gestorben sein. (Foto: AP)
137.000 Zivilisten sollen in Irak und in Afghanistan gestorben seinBild: AP

Die aus UN-Statistiken zusammengestellten Opferzahlen sind nach Angaben der Autoren eher konservativ gerechnet. So geht man von mindestens 137.000 getöteten Zivilisten in Irak und in Afghanistan aus. Dazu kommen 31.000 Tote unter US-Soldaten und den mit ihnen verbündeten Streitkräften. Alle drei Kriege zusammen haben 7,8 Millionen Menschen zu Flüchtlingen gemacht. Innenpolitisch ist die finanzielle Berechnung Wasser auf die Mühlen derjenigen, die im beginnenden US-Wahlkampf eine schnelle Beendigung des militärischen Engagements am Hindukusch fordern. Die USA wollen ihr derzeitiges Truppenkontingent in Afghanistan binnen Jahresfrist um ein Drittel reduzieren. In Deutschland und anderen NATO-Staaten ist die Diskussion um die Größenordnung des Truppenabzugs aus Afghanistan noch nicht abgeschlossen. Aus dem Irak wollen die USA bis Ende 2012 möglichst alle Soldaten abgezogen haben.

Kritisches Erbe Eisenhowers

US-Soldaten in Afghanistan (Foto: DPA)
US-Soldaten in AfghanistanBild: picture alliance/dpa

Dass man den Irakkrieg und den Krieg in Afghanistan/Pakistan in der gleichen Studie zusammenfasst, hat für Projektleiterin Catherine Lutz folgenden Grund: "Die Bush-Regierung hat gegenüber den amerikanischen Bürgern den Krieg im Irak damit begründet, dass er die USA sicherer mache im Hinblick auf künftige Terrorangriffe. Deswegen gehört dieser Krieg nicht nur für die damalige Regierung, sondern auch für Teile der Öffentlichkeit in dieselbe Kategorie."

Das Eisenhower-Forschungsprojekt der Brown University finanziert sich aus Stiftungsmitteln. Präsident Eisenhower, der während des 2. Weltkriegs als Oberbefehlshaber der Alliierten Streitkräfte in Europa fungierte, hatte in seiner Abschiedsrede 1961 den "unvertretbar hohen Einfluss des militärisch-industriellen Komplex" in den USA kritisiert.

Autor: Daniel Scheschkewitz
Redaktion: Andrea Lueg/ Miriam Klaussner